Die Gedok-Vorsitzende Sabine Rheinhold setzt auf Außenwirkung. Die Hamburger Künstlerinnen wollen sich besser vernetzen.

Hamburg. Wenn Frauen etwas ohne Männer machen - in einem Verein, einem Netzwerk, einer Gesellschaft, also irgendwie organisiert -, dann klingt das vielen gleich nach Feminismus. Und zwar nach diesem Feminismus, der laut ist und unangenehm riecht und nicht hübsch anzusehen ist und von dem man Abstand hält wie von einer ansteckenden Krankheit. Komischerweise auch und besonders dann, wenn es starke, tüchtige, kreative und führende Frauen sind, die zusammenkommen. Solche, zu denen Wörter wie Heimchen oder Strickliese nicht passen. Bei der Gedok ist das auch so. Sagt Sabine Rheinhold. Die ist seit ein paar Monaten 1. Vorsitzende der Hamburger Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfreunde, die 1926 von der Lyrikerin Ida Dehmel gegründet wurde.

Für den Posten der Vorsitzenden sucht sich die Gedok traditionell Artfremde, Frauen, die nicht aus einer der fünf Sparten der Gemeinschaft - Angewandte Kunst, Bildende Kunst, Musik, Darstellende Kunst oder Literatur - stammen. Einfach deshalb, weil man sonst Gefahr liefe, einen der Bereiche zu bevorzugen. So ist auch Sabine Rheinhold nicht im herkömmlichen Sinne Künstlerin, sie hat als Journalistin für den NDR gearbeitet. "Ich habe großen Respekt vor den Frauen", sagt die 64-Jährige, "vor ihrer Arbeit, aber auch davor, wie sie sich selbst organisieren und unterstützen. Davor, wie dieses Netzwerk unterschiedlicher Branchen hier funktioniert. Wie sie es schaffen, mit wenigen Mitteln, Ausstellungen zu organisieren, Programme abzustimmen." Was zu kurz komme, ist die Außenwirkung. Das soll sich ändern.

Unter der Fragestellung: "Frauenförderung! War gestern?" hat sie kürzlich zur Frühschoppenzeit in der Galerie der Gedok in St. Georg Frauen zum Diskurs gebeten und diese Runde moderiert: Gabi Dobusch war dabei; die kulturpolitische Sprecherin der Hamburger SPD-Fraktion meint, dass wir von einer Gleichstellung noch weit entfernt seien und hält spezielle Förderung für erforderlich. Sabine Schulze, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, hält dagegen "Frauen gar nicht mehr für so benachteiligt".

Sie sagt aber auch: "Solange es nicht selbstverständlich ist, dass genauso viele Männer wie Frauen in einem Bereich tätig sein können, ist jedes Mittel recht, sich gegenseitig zu unterstützen." Diana Kisro-Warnecke, Chefin der Firma Chinaconsulting, die Unternehmen dabei hilft, nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg im chinesischen Markt zu haben, war ebenfalls zu Gast. Sie sagt, dass wir "Frauenförderung heute nötiger haben als vor zehn bis fünfzehn Jahren"

Sabine Rheinhold will sich trotz des oft negativ besetzten Begriffes "Feminismus" auf das Thema Frauen stürzen, weil sie meint, dass sich in der Gesellschaft und im Selbstbild von Frauen seit den 70er-Jahren nicht genug geändert habe. Künstlerinnen gebe es zur Genüge, doch wer die Museen besuchte, finde sie kaum. Der Kunstmarkt ist männlich dominiert.

Für die Gedok bietet es sich an, den Geist der Gründerin wieder zu beleben. Wie Ida Dehmel Salons zu veranstalten, die Frauen zu Recht und Aufmerksamkeit verhelfen. Sabine Rheinhold will so etwas ab jetzt häufiger machen, in loser Reihe Gesprächsrunden und Vorträge. Netzwerke schaffen und nutzen, das sei wichtig. "Man ist stärker, wenn man sich organisiert." Da sind sich alle einig.