Die urkomische Liebesjagd bei “De Floh in't Ohr“ glänzt im Ohnsorg. Das perfekt eingespielte Ensemble liefert sich eine amouröse Hetzjagd.

Hamburg. "Ich fühl mich gebumsfidelt", säuselt Hausarzt Hagedorn. Das flatterhafte Dienstmädchen Albertine antwortet dem Schürzenjäger mit zielsicherem Griff in den Schritt. Wenig zimperlich eröffnen Birte Kretschmer und Erkki Hopf die tolle Liebesjagd im vornehmen Hause Sagebiel an der Rothenbaumchaussee 95. Manfred Hinrichs verlegt seine wortspielerisch witzige Platt-Fassung der Feydeau-Farce von Paris nach Hamburg und verliert nichts an Charme, Frivolität und Komik der Komödie über scheinheilige Bürger. Sie markieren die Moralapostel und verlustieren sich im Puff auf St. Pauli. Heute wie damals in der Belle Époque.

Stotternd, stolpernd, strauchelnd stürzen sich die Schauspieler in Folker Bohnets Regie in die erotisch aufgeladene Tour de force, sodass die Figuren am Rande des Nervenzusammenbruchs sind und die schadenfrohen Zuschauer vor Lachen nach Luft schnappen.

Ausgerechnet Sagebiel, der Mann ohne Stehvermögen, wird von Gattin Reinhild (Sandra Keck) des Seitensprungs verdächtigt. Sein Pech ist, dass er dem Kalfaktor im Stundenhotel zum Verwechseln ähnlich sieht, was Till Huster jede Menge Prügel und Situationskomik beschert. Zweiter Anlass zur Verwirrung ist ein sich drehendes Lustlager im Aphrodite-Zimmer. Und nicht zuletzt sorgt der Sprachfehler von Neffe Sagebiel für Pointen, die Nils Owe Krack mit Zungenakrobatik genüsslich ausspielt. Er ist letztlich schuld am Chaos, hat er doch die Hosenträger seines Onkels im Sündenpfuhl vergessen und damit seiner Tante einen "Floh ins Ohr" gesetzt. Mit ihrer Freundin Christina (Beate Kiupel) stellt sie dem Gatten eine Falle - und fällt nach probater Schwanktechnik selbst hinein.

Das perfekt eingespielte Ensemble liefert sich in Félicie Lavaulx-Vrécourts eleganten Kostümen und Räumen eine amouröse Hetzjagd. Folker Bohnet, ein Meister des Schwank-Metiers, hält die Versteckspiel- und Verwechslungsmechanik mit Gags, Slapstick und richtigem Tempo auf Hochtouren, sodass Laune und Spannung auf der Bühne wie im Saal nie nachlassen. Gerade in der Hansestadt wahrt man gern die weiße Fassade. Sein Blick dahinter, mit ironischem Biss, bleibt dennoch ein unbeschwertes Theatervergnügen.

"De Floh in't Ohr" bis 3.3., Ohnsorg-Theater, Heidi-Kabel-Platz 1, Karten unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de