Hamburg. Trotz monatelanger Euro-Krise hat der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker seine Gelassenheit nicht verloren. Völlig unaufgeregt erzählt der Regierungschef, wie Europas Politiker den Verzicht der Banken auf 50 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Griechenland schließlich durchsetzten. "Wir haben nicht ausgeschlossen, dass wir die ganz große Lösung angehen könnten, sämtliche Schulden zu annullieren", sagt er einem verdutzten Reporter. Es ist ein Schlaglicht auf die Härte der Verhandlungen, die um die Existenz der europäischen Gemeinschaftswährung auch derzeit noch geführt werden. Stephan Lamby und Michael Wech haben sie in ihrer Dokumentation "Der Domino-Effekt" auf 90 Minuten zusammengefasst.

Produziert wurde der Film von Eco Media TV, die Lamby 1997 in Hamburg gegründet hat. "Dies ist ein Katastrophenfilm. Europa kämpft gegen das Ende einer guten Idee", ist die Einleitung zum Euro-Thema. Dann beschreibt die Dokumentation minutiös die Ereignisse bei den verschiedenen Krisengipfeln zur Rettung Griechenlands, die Vereinbarungen über Rettungsschirme oder auch die politischen Wellen, die die vom damaligen griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou vorgeschlagene Volksabstimmung über das Sparprogramm auslöste. Die Schuldenkrise ist längst nicht überwunden; ob Griechenland in der Euro-Zone bleibt und was aus der Gemeinschaftswährung wird, ist offen. Deshalb müssen die Fragen, die die Autoren zum Abschluss stellen, unbeantwortet bleiben. Wie lange können sich die verschuldeten Staaten über Wasser halten? Scheitert der Euro? Überlebt der europäische Zusammenhalt? Dennoch ist der Film nicht nur für Insider sehenswert, sondern auch für politisch Interessierte. Er macht deutlich, wie knapp der bisherige Bestand des Finanzsystems gesichert und wie hoch gepokert wurde.

"Der Domino-Effekt" heute, 20.15 Uhr Arte