Wenig spannend, aber eindringlich: Der “Tatort: Todesbilder“ mit den Leipziger Kommissaren Keppler und Saalfeld. Wer glücklich ist, stirbt.

"Besonders spannend und emotional waren bisher die Filme, in denen die Kommissare persönlich in die Fälle verwickelt waren." So steht es im Presseheft des Mitteldeutschen Rundfunks zum neuen "Tatort" aus Leipzig. Da möchte man spontan heftig widersprechen. Nein, Krimis sind nicht zwingend spannend, wenn der Hauptverdächtige mit dem Kommissar im Sandkasten gespielt hat. Oder die Kommissarin vom Serienkiller entführt wird. Eher verhält es sich andersherum: Sind die Fälle etwas dünn, schießt der Drehbuchautor ordentlich privates Gemenge hinein.

So auch bei "Todesbilder" von Miguel Alexandre. Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) werden nicht geschont in diesem Sonntagskrimi, sein Alkoholismus, ihr Vaterkomplex, der plötzliche Kindstod der gemeinsamen kleinen Tochter, an dem die Ehe schließlich zerbrochen ist - alles kommt noch mal aufs Tapet. Und irgendwann hat Saalfeld ein Küchenmesser am Hals.

Der Fall: Ein Verrückter macht Jagd auf glückliche Menschen. Sein erstes Opfer ist ein frischvermähltes Brautpaar, am Tag nach der Hochzeitsfeier liegt es blutüberströmt im sattgrünen Gras. Sieht aus wie ein impressionistisches Gemälde, ist aber die traurige Wirklichkeit. Wenig später wird eine Abiturientin erstochen. Beide Frauen waren jung, hübsch, das Leben stand ihnen offen. Ein Glückszustand, den ihnen jemand offenbar nicht gönnte.

"Wir bitten alle glücklichen Menschen in Leipzig, nicht mehr vor die Tür zu gehen", schlägt Keppler vor, der sonst kein Typ für dumme Sprüche ist. Eigentlich macht er überhaupt keine Sprüche, guckt durch die Zeugen hindurch, wenn er sie befragt und irgendwo fern in den Himmel, wenn er zu sich selbst spricht. Er untersucht den Tatort nicht, er lungert meist nur so herum - und findet dann den entscheidenden Hinweis (zugegeben: der Kriminaltechniker ist auch nicht die hellste Kerze im Leuchter.)

Der Hauptjob von Kollegin Saalfeld besteht darin, weinende Mütter zu trösten. "Ich ertrag das immer weniger", sagt sie. Und er trocken: "Wir haben hier einen Fall zu lösen." Harte Schale und so weiter. "Menschenfeind", nennt sie ihn und weiß genau, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Denn er würde alles für sie tun, dieser Mann mit dem schlurfigen Gang und dem Regenmantel wie ihn nur Privatdetektive in Film-Noir-Krimis tragen. Saalfeld und Keppler, das wird hier klar, gehören nicht zu jenen vom Glück Verwöhnten, die zu beneiden sind. Aber wann beginnt Unglück so groß zu werden, dass man kein Lachen mehr ertragen kann und keine Sorglosigkeit? Am Ende dieser Frage wartet der Täter.

Er ist nicht spannend dieser "Tatort", aber eindringlich. Ein Seelenstriptease für die Kommissare. Der nächste Fall geht ihnen dann hoffentlich etwas weniger unter die Haut.

"Tatort: Todesbilder" , Sonntag, 20.15 Uhr ARD