Viele Kabarettisten schreiben Bücher - wie der Hamburger Sebastian Schnoy. Am Sonntag gastiert er im Lustspielhaus

Hamburg. Wenn Kabarettisten und Comedians gastieren, kommt man in den Foyers der kleinen und großen Häuser an Tischen mit Büchern kaum noch vorbei. Bei der Show zum Buch "Toter geht's nicht" von Dietrich Faber im Goldbekhaus stand der Büchertisch sogar im Saal. Eine unkonventionelle Mischung aus Lesung, Erzählung, Comedy und Musik war der Abend des Gießener Satirikers dennoch. Mit seinem Krimi-Debüt schaffte es Faber jüngst bis auf Platz 23 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Gleich fünf Verlage wollten sein Buch herausbringen. Fortsetzung folgt.

Seitdem der omnipräsente Dr. Eckart von Hirschhausen mit mehr als vier Millionen Auflage seiner Werke "Glück kommt selten allein" und "Die Leber wächst mit ihren Aufgaben" zum erfolgreichsten deutschen Sachbuchautor der Jahre 2008 und 2009 avancierte, sind die Verlage auf dem einträglichen Humor-Trip. Sein Frankfurter Comedy-Kollege Vince Ebert, seines Zeichens Diplom-Physiker, hat sich mit seinen Bestsellern "Denken Sie selbst!" und "Machen Sie sich frei!" als Wissenschaftskabarettist etabliert. Solch ein Alleinstellungsmerkmal hilft.

Sebastian Schnoy hat sich nicht nur als "der Historiker unter den Kabarettisten" einen Namen gemacht, er hat bereits vier Bücher veröffentlicht. Zurzeit gilt seine Konzentration seinem fünften Soloprogramm "Frühstück bei Kleopatra", das am Sonntag Premiere in Alma Hoppes Lustspielhaus hat.

Den Durchbruch als Autor erlebte der Hamburger vor gut drei Jahren, indem er sein Bühnenprogramm "London, Paris, Hongkong - Hauptsache Europa" unter dem Titel "Smörrebröd in Napoli" weiterverwurstete. Das erzählende Sachbuch stand 14 Wochen lang auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. Darin tauchte etwa die Frage auf, ob das Wurstcroissant das Einzige sei, was Deutschland und Frankreich verbinde. Und Schnoy verstand es, wie schon auf der Bühne, mit Klischees zu spielen, gipfelnd in der These: "Ein Deutscher konnte nur Papst werden, weil Benedikt sein Handtuch auf den Heiligen Stuhl gelegt hat." Schmunzelnd berichtet er: "Es kamen schon Kollegen auf mich zu und fragten: ,Schreibst du das selber?'" Für sein Sachbuch "Heimat ist, was man vermisst" zog sich der einstige Geschichtsstudent ein Jahr nach Mallorca zurück. "Das Schreiben macht auch Spaß, aber nach vier Wochen fehlt mir halt die direkte Rückmeldung vom Publikum", möchte Schnoy die Bühne nicht missen, nachdem er im Sommer 2011 mit "Lass uns Feinde bleiben" seinen zweiten Roman veröffentlicht hat.

Mit dem Wechsel zwischen Bühne und Schreibtisch ist Schnoy in Hamburg nicht allein. Kerim Pamuk, Schnoys früherer Partner in der "Catbird Comedy Show", hat bereits 2003 sein erstes Buch ("Sprich langsam, Türke") veröffentlicht. Und mit dem satirischen Werk "Allah verzeiht, der Hausmeister nicht" hat Pamuk fast 50 Lesungen absolviert. Käthe Lachmann, Schnoys ehemalige Partnerin, hatte mit ihrem lustigen Debüt- und Dating-Roman "Draußen nur Männchen" inklusive Hörbuch derartigen Erfolg, dass sie bereits an einer Fortsetzung sitzt. Und Lutz von Rosenberg Lipinsky will sich in einer Woche im Lustspielhaus mit seinem ersten Buch "Die 33 tollsten Ängste ... und wie man sie bekommt" als wahrer Angst-Experte erweisen.

Sören Sieg hingegen, noch bis Sommer ein Viertel der A-cappella-Comedygruppe LaLeLu, wird auf der Bühne kürzertreten: Er bringt im April einen Roman ("Sugar Daddy") und anschließend noch ein Sachbuch heraus. Sieg erklärt den Erfolg seiner Zunft so: "Kabarettisten sind in Pointen geschult, sie spitzen gern zu."

Das macht der Berliner Martin Buchholz bereits seit Jahrzehnten, mit seinem neuen Lyrik-Band ("Geh!Denken. Geh!Dichte") fällt der "Alt-69er" jedoch nicht nur vom Alter her aus der Reihe. Schnoy indes plant, seine heitere Expedition durch die Weltgeschichte auch als Buch zu veröffentlichen. Dann grüßt auch "Kleopatra" vom Tisch.

Sebastian Schnoy: "Frühstück bei Kleopatra" So 15.1., auch So 29.4., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 15,- bis 23,- unter T. 55 56 55 56

Martin Buchholz: "Hier stehe ich! Ich kann auch anders!" Mo 16.1. u. 5.3., jew. 20.00, Lustspielhaus