Mit etwas mehr Mut hätte “Das System“ ein spannender deutsch-deutscher Politthriller werden können

Welch böse Überraschung: Als Mike Hiller (Jacob Matschenz), 20 Jahre alter Slacker aus Rostock, mit seinem Kumpel Dustin (Florian Renner) in eine Villa einbricht, wird er nicht nur erwischt, sondern auch erkannt. Konrad Böhm (Bernhard Schütz) ist ein alter Freund seines verstorbenen Vaters. Mehr noch: Früher einmal war Böhm Devisenbeschaffer für die DDR, nun hat er eine Baufirma und ganz große, konkrete Pläne. Eine Erdgas-Pipeline wird von Osten nach Westen durch Mecklenburg-Vorpommern gebaut. Ob er, Mike, nicht dabei sein wolle? Mikes Mutter (Jenny Schily) ist gar nicht begeistert von der Idee, und langsam erfährt Mike auch, warum ...

Endlich einmal ein deutscher Genrefilm, der sich um Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft, gepaart mit alten Seilschaften, kümmert. Das beginnt eindrucksvoll, packend, fast ein wenig zwielichtig. Doch nach der ersten Freude über die hochaktuelle Brisanz - siehe Gerhard Schröder - folgt Ernüchterung. Regisseur Marc Bauder und seine Drehbuchautorinnen Dörte Franke und Khyana el Bitar verließ auf halber Strecke der Atmen. Anstatt das System des Filmtitels schlüssig aufzudröseln, schwenkt die Geschichte in eine private Familienforschung ein: Welche Rolle spielte Mikes Vater? Etwas mehr Mut, etwas mehr Chuzpe - und "Das System" hätte ein spannender Politthriller werden können.

Bewertung:annehmbar

Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen D 2010, 85 Min., ab 12 J., R: Marc Bauder, D: Jacob Matschenz, Bernhard Schütz, Jenny Schily, Franziska Wulf, Heinz Hoenig, täglich im Passage; www.das-system-verstehen.de