“Frau Müller muss weg“ ist die Inszenierung eines Elternabends und begeistert im Theater Kontraste

Hamburg. Nicht lang her, dass hier der Klassenkampf um die Schulreform tobte und darüber die Regierung gekippt ist. In Lutz Hübners treffsicher geschriebener Komödie "Frau Müller muss weg" wollen Eltern eine Klassenlehrerin stürzen und geraten sich heftig in die Haare. Denn alle Prinzipien für "das Wohl der Kinder" sind im Namen des eigenen Ehrgeizes bald vergessen. Die Schulversetzung in der Klasse 4b steht an. Und wer will schon, dass sein "hochbegabtes Kind" auf der Stadtteilschule landet?

Kai-Uwe Holsten hat den turbulenten Elternabend im Theater Kontraste des Winterhuder Fährhauses mit einem glänzenden Ensemble auf den Punkt inszeniert. Die begeisterten, überwiegend wohl auch mit Kindern gesegneten Zuschauer sind sich schon zur Pause mit GAL-Kultursprecherin Christa Goetsch einig: "Wie aus dem wahren Leben." Die Studienrätin und Ex-Bildungssenatorin muss es wissen: Sie hat selbst über 100 Elternabende mitgemacht.

Ludwigs Komödie mit gepfefferten Dialogen und überraschender Schlusspointe ist inspiriert durch Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels". Da streiten sich auch Eltern wegen der sich prügelnden Knaben. Doch sein 2010 uraufgeführtes Stück ist eigenständig und funktioniert blendend in Heidrun Schülers Klassenzimmer - liebevoll gestaltet mit Frau Müllers engagiertem "Herbstprojekt", für das "ihre Kinder" Kastanienmännchen bastelten und bunte Kreidezeichnungen kritzelten. Cornelia Schirmer, mit einer Holzperlenkette und in trutschiger Strickjacke, ist jeder Zoll eine von ihrer pädagogischen Sendung durchdrungene Paukerin der alternativen Fraktion. Fern aller Karikatur erfasst sie in zwei starken Auftritten alle Freude und Leid des Berufs. In den Bänken motzt und rebelliert die wankelmütige, nur auf eigenen Vorteil bedachte Elternbande. Jede Figur überzeugt als Typus: vom arbeitslosen Ossi Wolf (Jens Reichardt) über die smarte Elternsprecherin (Sina-Maria Gerhardt) und die diplomatische Katja (Lisa Grosche) bis zum Ehepaar aus Eckernförde (Marion Elskis/Christian Onciu). Einfach perfekt.

"Frau Müller muss weg" bis 28.4., Theater Kontraste im Winterhuder Fährhaus, Karten unter T. 48 06 80 80; www.theater-kontraste.de