Ich hatte immer vorgehabt, eine dünne Frau zu lieben, bis zu jenem Tag, an dem ich sie traf. Ich hatte sie am Museum der Arbeit beim Elefantenschleudern kennengelernt. Sie hieß Manuela und sah auch so aus. Sie trug enge Hosen, durch die ihre Haut weiß schimmerte. Und ein T-Shirt mit Minnie Mouse darauf, aus dem ihre kräftigen Arme ragten, den Elefanten packten und schleuderten.

Ich bin in Uganda groß geworden, wo die Tradition des Tiereschleuderns seit Generationen praktiziert wird und religiös verankert ist. Es ist Ausdruck von Freude, und das Tiereschleudern ist vielleicht vergleichbar mit dem Biertrinken in der europäischen Welt. Man fragt Mädchen, ob sie mit einem ein Tier schleudern wollen, beginnt mit kleinen Tieren, und je besser man sich kennt, umso größere Tiere nimmt man.

Natürlich, es ist ein brutaler Brauch, mit dem man aufgewachsen sein muss, um nicht nur mit Abscheu auf ihn zu blicken. Auch ich war froh, als das Tiereschleudern vorbei war und ich stattdessen Bier trinken konnte. Doch wie überrascht war ich, als ich hier, in Hamburg angekommen, entdeckte, dass am Museum der Arbeit jeden Mittwoch Tiere geschleudert werden, und dort traf ich sie.

Der Geruch von Elefantenschweiß verfolgte sie, und sie roch auch noch danach, als sie auf meinem Sofa saß und verschwitzt ganz Urwaldklima war. Der Boden knarrte unter ihr. Die Möbel ächzten. Im Spiegel war kaum Platz für ihr Ebenbild, und wenn mich etwas gleich für sie einnahm, so war das das Fehlen jeglicher Filigranität. Wir mussten nicht über Lyrik reden, stattdessen zeigte sie auf etwas, sagte "gut" oder "schlecht", schlug mir auf den Rücken. Sie konnte unvermittelt aufstehen, um etwas in ihrer Hand zu zerdrücken, während sie mich dabei mit schmerzverzerrtem Gesicht ansah. Und immer wieder brachte sie Tiere mit, schleuderte sie vor meinen Augen. Das ist Liebe.

Auch am 17.1. werden im Museum wieder (Zinn-)Elefanten geschleudert.