David Hares Polit-Satire “Gethsemane“ hat heute Premiere im Ernst-Deutsch-Theater

Hamburg. Das Timing ist perfekt. David Hare nimmt in seinem Stück "Gethsemane" zwar die Politiker der New Labour in Großbritannien kritisch aufs Korn, doch die Satire über die Verflechtungen von Ministern, Wirtschaft und Medien liest sich wie ein Kommentar zur Kredit- und Presse-Affäre des Bundespräsidenten Christian Wulff. Das Ernst-Deutsch-Theater präsentiert die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks in der Regie von Rüdiger Burbach mit Isabell Fischer, Meike Harten, Julia Sewing, Marcus Bluhm und Peter Franke.

"Politiker heute haben nicht mehr oder weniger Moral als andere Geschäftsleute", sagt David Hare beim Gespräch in der Bibliothek des Hotels The George. Und klingt illusionslos. "Sie betreiben ihre Aufgabe wie einen Job. Sie denken nur daran, das Land gut zu managen und gutes Geld dabei zu machen." Es gebe keinen Idealismus mehr in der Politik, meint Hare, und doch redet er nicht zynisch über Macht und wie sie Menschen korrumpiert. Nicht nur in England. "Natürlich habe ich vom Skandal um den deutschen Bundespräsidenten gehört, wir haben gerade einen um Tony Blair, der zwölf Millionen Pfund verdient hat."

Englands Ex-Premier diente Hare als Vorbild für Alec Beasley in "Gethsemane". Beasley will seine Innenministerin loswerden, deren Tochter wegen Pott-Rauchens von der Schule fliegen soll. Durch die Spende der Labour Party für eine Turnhalle soll der Eklat verhindert werden. Auch wenn Sir David Hare - die Queen schlug ihn 1998 für seine Verdienste zum Ritter - Stücke über den Irak-Krieg und den Nahost-Konflikt verfasste, betrachtet er sich nicht als politischen Autor. "Ich wuchs in den 60er-Jahren auf, gehöre einer Generation an, die politisch denkt. Es ist einfach meine Weltsicht." Hare geht es in seinen Dramen um das vermeidbare Leiden in der Welt. Bissig und humorvoll zeigt er die Menschen: wie sie sind, wie sie geworden sind oder wie sie sein könnten.

"Gethsemane" 12.1., 19.30, Ernst-Deutsch-Theater, Premiere. Vorstellungen bis 17.2., Restkarten unter T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de