Angelika Klüssendorf liest im Literaturhaus aus ihrem Roman “Das Mädchen“

Literaturhaus. Unter den im vergangenen Jahr erschienenen Romanen, die in der DDR spielen, sticht Angelika Klüssendorfs Buch "Das Mädchen" heraus. Er erzählt von einer Jugendlichen, die unter widrigsten Umständen in dem sozialistischen Land aufwächst: Die Mutter ist lieblos und hat wechselnde Männerbekanntschaften, der Vater meist nicht anwesend.

"Das Mädchen" ist auf sich allein gestellt: Niemand fühlt sich wirklich verantwortlich. Der Staat kümmert sich lediglich auf seine abgeschmackte und alles kontrollierende Weise um die Heranwachsende. Mehrere Male wird die Ladendiebin aufgegriffen. Ein moralisches Korsett, das sie beim Gang durch eine tendenziell feindliche Welt stützt, muss sie sich selbst anlegen. Die 1958 in Ahrensburg geborene und in Leipzig aufgewachsene Erzählerin Klüssendorf berichtet emotionslos von den Kämpfen ihrer Protagonistin.

Trotzdem kommt der Leser den Erlebnissen des Mädchens ganz nah: Klüssendorf erzählt im Präsens. Es ist ein Präsens, das eine nie Besserung bringende Zukunft alternativlos vor sich her schiebt. Eine staunenmachende Lektüre? Ja, insofern das Schicksal des Mädchens so hart wie die Prosa Klüssendorfs makellos ist.

Angelika Klüssendorf Lesung, Mo 9.1., 20.00, Literaturhaus (Bus 6), Schwanenwik 38. Karten 7/4,-