“Huhn mit Pflaumen“ ist ärgerlich plump und die Szenerie, für die man das Teheran der 50er-Jahre nachbaute, karikaturhaft überzeichnet.

Hamburg. Der berühmte Musiker Nasser-Ali Khan (Mathieu Amalric) ist untröstlich. Im Streit mit seiner Ehefrau Faringuisse (Maria de Medeiros) ist seine Lieblingsgeige zerbrochen. Das Leben hat für ihn keinen Sinn mehr. Eigentlich hatte er die zickige Lehrerin ohnehin nur geheiratet, weil seine Mutter (Isabella Rossellini) es so wollte. Fiebrig vor sich hin delirierend, legt er sich ins Bett, um zu sterben. Vorher erinnert er sich noch einmal an die wichtigen Momente seines Lebens.

Ganz wichtig war seine unglückliche Liebe zur schönen Tochter des Uhrmachers, Irâne (Golshifteh Farahani). Doch deren Vater wollte keinen Musiker als Schwiegersohn und verbot die Hochzeit. Aus seinem Kummer machte Nasser-Ali danach große Kunst und entdeckte neue Dimensionen der Gefühlstiefe und der Virtuosität.

Man kann sich über das Drama "Huhn mit Pflaumen" nur wundern. Marjane Satrapi, die ihre Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in dem großartigen Animationsfilm "Persepolis" verarbeitete, versucht sich hier zum ersten Mal an einem Realfilm.

Sie hat wunderbare Schauspieler versammelt und wieder in ihrer Familiengeschichte gegraben. Beim Versuch, Stilelemente ihrer Graphic Novel in den Film zu übertragen, scheitert sie jedoch. Die Charaktere überzeugen wenig. Mathieu Amalric, der in "Schmettterling und Taucherglocke" noch eine feinfühlige Studie ablieferte, wirkt hier wie die Karikatur seiner selbst. Ihn hätten Satrapi und Co-Regisseur Vincent Peronnaud unbedingt an die kurze Leine nehmen müssen. Wo "Persepolis" durch Eleganz verzauberte, wirkt "Huhn mit Pflaumen" manchmal ärgerlich plump und die Szenerie, für die man das Teheran der 50er-Jahre in Babelsberg nachbaute, karikaturhaft überzeichnet. Dass die schöne Uhrmachertochter ausgerechnet Irâne heißt und dann einen Offizier heiratet, wirkt zudem wie eine überdeutlicher Hinweis auf die politischen Verhältnisse in der Heimat der Regisseurin, die seit mehr als 20 Jahren in Frankreich lebt.

Huhn mit Pflaumen F/D/B, 2011, 90 Min., ab 12 J., R: Marjane Satrapi, Vincent Peronnaud, D: Mathieu Amalric, Maria de Medeiros, Golshifteh Farahani, Chiara Mastroianni, Isabella Rossellini, täglich im Blankeneser, Passage; www.huhn-mit-pflaumen.de