Der Dokumentarfilm “Wandlungen“ beleuchtet chinesische Weisheiten

1899 kam er als Missionar nach China, doch er taufte in seinem ganzen Leben keinen einzigen Chinesen. Stattdessen wurde Richard Wilhelm (1873-1930) durch seine Übersetzungen chinesischer Literatur (Konfuzius, Laotse) zu einem bedeutenden Vermittler klassischer chinesischer Kultur in Europa. 110 Jahre später begibt sich seine Enkelin, die Filmemacherin Bettina Wilhelm, auf Spurensuche. In Gesprächen mit einem Historiker und einem Sinologen, mithilfe von historischen Archivaufnahmen und Fotos aus dem Familienalbum sowie Zitaten aus den Tagebuchaufzeichnungen und Briefen Richard Wilhelms (ohne Pathos gesprochen von dem Schauspieler Sylvester Groth) wird so die Leistung Richard Wilhelms gewürdigt.

Auch die Beatles wurden von dem chinesischen Buch "I Ging" beeinflusst

Dabei sucht die Schweizer Regisseurin, sehr behutsam, immer wieder nach den Parallelen zwischen den Umbrüchen in China zu Zeiten ihres Großvaters und den heutigen Veränderungen dort. Sie stellt die Frage, wieweit die Texte, die er damals übersetzte, heute noch Bedeutung haben. Der Historiker immerhin betont, dass das (von Richard Wilhelm übersetzte) I-Ging, das Buch der Wandlungen, in der chinesischen Kultur so wichtig sei wie die Bibel im Westen oder der Koran im Islam. Er verweist auch darauf, dass Persönlichkeiten wie die Beatles oder Bob Dylan nicht unwesentlich beeinflusst wurden von "dieser Quelle der Weisheit", die im Westen eher mit der Gegenkultur verknüpft war, in China dagegen zum "Mainstream" des Denkens gehörte.

So gibt der Dokumentarfilm "Wandlungen - Richard Wilhelm und das I Ging" zahlreiche Anregungen zum Nachdenken, über den Austausch der Kulturen ebenso wie über andere Denktraditionen.

++++- Wandlungen - Richard Wilhelm und das I Ging Schweiz/Deutschland 2011; 87 Min., o. A., R: Bettina Wilhelm, Sa/So, Di im Abaton; Internet: http://wandlungen-i-ging-der-film.com