Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Im Prinzip ist Aufklärung ja immer gut. Und so wäre eigentlich auch nichts gegen die Website zu sagen, die sich Nazi Leaks nennt und seit ein paar Tagen im Netz steht. Hier findet man Namen von NPD-Spendern, Mitgliedern internationaler Nazi-Netzwerke und Kunden von Neonazi-Ausstattern wie dem Nationalen Versandhaus. Es gibt auch eine Autorenliste der Zeitung "Junge Freiheit", die so etwas wie ein Scharnier zwischen nationalkonservativer und rechtsradikaler Szene ist. Mitgliedern der Hacker-Gruppe Anonymous ist es offenbar gelungen, Daten der diversen rechten Organisationen zu knacken.

Doch schon auf den ersten Blick wird klar, dass es wohl keine so gute Idee war, mit Nazi Leaks online zu gehen. Die Daten des Portals sind nicht redaktionell aufbereitet. So stehen vom Nazi-Ausstatter Erik and Sons etwa nur Kundendaten von 2009 im Netz. Gut möglich, dass einige dieser Kunden sich längst aus dem braunen Sumpf verabschiedet haben.

Noch bedenklicher ist, dass vielen Namen postalische und E-Mail-Adressen sowie Festnetz- und Mobilnummern zugeordnet werden können. Werden hier bewusst oder unbewusst Voraussetzungen für Lynchjustiz gegen Rechtsextremisten geschaffen?

Der Chaos Computer Club hat sich von Nazi Leaks distanziert. Das Portal widerspreche der Hacker-Ethik. Der Club hat recht: Der Kampf gegen rechts ist wichtig. Er rechtfertigt aber nicht jedes Mittel.