Für die Arte-Reihe “Durch die Nacht mit ...“ lassen sich Cosma Shiva Hagen und Mimi Müller-Westernhagen heute durch die Stadt treiben.

Hamburg. Meist war die Sendung öde, wenn am Ende Telefonnummern getauscht werden. Verstörtes Augenbrauenrunzeln, heimliches In-der-Nasebohren vor Langeweile, Schockstarre - das sind die wahren Höhepunkte beim von Arte inszenierten Künstler-Rendezvous. Man denke an die legendäre "Durch die Nacht"-Sendung mit Michel Friedman, in der er seinem Gegenüber Christoph Schlingensief schulmeisterlich die Spaghetti durchmischte wie einem kleinen Jungen. Oder an die Begegnung zwischen Moritz Bleibtreu und Großmaul Oliver Pocher, in der Bleibtreu den Comedien einfach nicht zu Wort kommen ließ.

Anders bei Schauspielerin Cosma Shiva Hagen und Sängerin Mimi Müller-Westernhagen, die sich dieses Mal durchs nächtliche Hamburg treiben lassen. Dies ist ein Mädelsabend unter Freundinnen, bei dem die Kamera nur stört. Beim Lästern und Unterwäscheanprobieren. Alkoholtrinken und Häppchenessen als Grundlage für noch mehr Alkohol. Die gesamten 50 Minuten über: Aperol-Sprizz-Stimmung.

Sowenig aufregend das ist, was die beiden tun (Sandalenshoppen im Karoviertel, Bildergucken in der Kunsthalle), so schön anzusehen ist, auf welche Art das geschieht. Nämlich mit kindlicher Unternehmungslust. Mehr Ausgehfreude war selten zu sehen in dieser Reihe. Dabei sind Cos und Mim, wie Freunde sie rufen, keine "Crazy Club-Chicks". Eher unkomplizierte "Mal gucken, was kommt"-Draufgängerinnen. Überhaupt, ein hübsches Gespann: die koboldhafte Punkgöre Mimi mit Blumenkranz im Strubbelhaar und Bilderbuch-London-Akzent. Und Cosma Shiva Hagen, das vielleicht strahlendste Gesicht des deutschen Fernsehens, auch noch um drei Uhr früh. Zwei Frauen, die über Liebeskummerlieder philosophieren. Zwei Mädchen, die süüüüß kreischen, für Miss Piggy schwärmen.

Und noch mehr Gemeinsamkeiten haben sie. Berühmte Eltern. Eltern, für die Sex, Drugs und Rock 'n' Roll zum Alltag gehörten wie das Frühstücksei am Morgen. Wie soll man da als Tochter rebellieren? Schöne Sätze fallen da, kluge Gedanken, zu groß, um sie zwischen zwei Cocktails zu pressen. Beide haben sich für den "Playboy" ausgezogen. Warum? Das Geld stimmte und die Fotos sahen super aus. Unkompliziert halt. Was die Sendung vor allem herzerfrischend macht: Cosma Shiva Hagen und Mimi Müller-Westernhagen sind mit einer gesunden Portion Humor gesegnet, die man nicht häufig findet im sogenannten Showbusiness. Sie sind leicht verrückt, aber nicht auf anstrengende, divenhafte Weise.

Sowenig überraschend die letzte Station - die Altona-Bar "Sichtbar", in der Besitzerin Cosma oft selbst hinterm Tresen steht -, so stimmig rundet sie die Begegnung ab. Zuprosten. Wehmütiger Blick aufs Hamburger Wasser: Hach, was haben wir's schön hier. Und Umarmung. Bestimmt haben sie auch Telefonnummern getauscht.

"Durch die Nacht" mit Cosma Shiva Hagen und Mimi Müller-Westernhagen, heute, 23.50 Uhr, Arte