Die flotte Transen-Revue “Keerls dör un dör“ ist wieder im Ohnsorg-Theater zu sehen

Ohnsorg. Zum Jahreswechsel haben die "Keerls dör un dör!" ihre bunten Glitzerfummel wieder aus dem Schrank geholt, sich wie Zirkuspferde die Pfauenfeder-Diademe um die Stirn geschnallt und bei ihrer flotten Transen-Revue fröhlich die Sektkorken knallen lassen. Doch weil sie eben echte Kerle sind, feiert die schrille Bande fröhlich und ungebremst ihren Tuntenkarneval op Platt weiter. Noch bis zum 5. Januar begrüßen sie das Neue Jahr - "von Kopf bis Fuß auf Frau eingestellt".

Vor fast genau einem Jahr feierte Sandra Kecks frivole, kesse und witzige Inszenierung Premiere. Jetzt erobern sich die Paketboten des "Hanseaten-Kuriers" in Feinstrumpfhosen über haarigen Beinen und Wollsocken vor dem Brustpelz die neue Bühne: Das Muttersöhnchen Hinnerk (Markus Gillich), der feurige Mexikaner Manuel (Axel Stosberg), Oldie Georg (Frank Grupe) und der schlichte Paul (Robert Eder), immer am Zug mit einer Bierbuddel. Der bockt denn auch bei der Debatte über die wohltätige Travestieshow, um der Tochter des Chefs die dringende Augenoperation zu spendieren, zunächst störrisch: "Ich mach doch nicht bei einer Schwulettenshow mit. So viel kann ich gar nicht trinken." Macht Paul dann natürlich doch und zwängt sich murrend in die Pumps. Wer will schon ein Spielverderber sein? Eine Frau macht ihnen bei den Proben im Lagerraum Feuer unterm Hintern: Hinnerks resolute Mama Lore (Ursula Hinrichs) entpuppt sich als sachkundiger Coach und zeigt den Männern, wo's langgeht mit Lippenstift, Puder und Wimpernkleben. Dann kommandiert Mutter Knocke "Fifies oppe Köpp!" - womit nicht etwa Hündchen, sondern die Perücken gemeint sind.

Bald entdecken die Kerle die Diva in sich: Hinnerk sieht sich als Sexbombe Marilyn Monroe, Manuel eifert seinem Idol Liza "with a z" Minnelli nach, und Georg erprobt sich als Imitation von Nana Mouskouri. Sie liefern sich als Gitte, Tina oder Zarah erbitterte Rampenduelle und singen deren Hits. Bei jedem Auftritt der Herrendamen, jedem Wechsel der Kostüme (Christine Jacob) und jedem Tänzchen (Choreografie: Stephan Grühn) amüsiert sich das Publikum und quittiert die schrägen Parodien und ulkigen Szenen mit Brüllern.

Der "Zauber der Travestie" auf Pattdeutsch funktioniert 100-prozentig. Heino Buerhoop ist es gelungen, das zündende Original der kanadischen Autorin "Tough Guys!" ("Ganze Kerle!") nahtlos an die Waterkant zu verlegen und auch dem Spiel noch einen besonderen Sprachwitz abzugewinnen.

Renard ließ sich bei ihrer 2003 uraufgeführten Komödie offensichtlich vom Film und Musical "The Full Monty" ("Ganz oder gar nicht") inspirieren. In beiden Stücken geht es den Männern um Geld für eine gute Sache. Der Unterschied ist nur: In "Ganz oder gar nicht" müssen prüde und auf Frauen-Striptease scharfe Machos lernen, wie sie selbst möglichst locker und sexy blankziehen. "Ladies Night" erwies sich auch am Ohnsorg bereits als Kassenknüller.

In "Keerls dör un dör!" meistert das Herren-Ensemble auch noch glänzend mit Spaß und Selbstironie die noch größere Herausforderung: als Frauen aufzutreten und dabei eine gute Figur zu machen. Das erfordert sogar für manchen professionellen Schauspieler den Mut, über den eigenen Schatten zu springen und keine Angst davor zu haben, sich lächerlich zu machen. Andererseits: Sich über eigene Ungeschicklichkeiten hinwegzusetzen und über eventuelle kleine Peinlichkeiten lässig und lachend zu triumphieren beweist doch erst den ganzen Kerl. Selbst wenn er in Frauenkleidern steckt.

Keerls dör un dör! Mo 2.1. bis Do 5.1., jeweils 20.00, Ohnsorg-Theater (S/U Hbf.), Heidi-Kabel-Platz, Restkarten ab 14,- unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de