Die Galerie der Woche, Carolyn Heinz, zeigt Peter Jordaan

Galeriehaus. Skulpturen entstehen durch Wegnehmen: So lange nimmt vom Stein oder Holz der Künstler, bis aus einem Klotz sein Motiv Gestalt annimmt. Mit Zeichnen funktioniert der Wegnehm-Zauber auch ganz prima, wie zurzeit der niederländische Künstler Peter Jordaan in der Galerie Carolyn Heinz unter Beweis stellt.

Auf seinen großformatigen Blättern erscheinen kauzig-komische Pelztiere, als gelte es Vorlagen für Fantasy-Filme zu zeichnen. Doch treiben hier weder Sci-Fi-Gnom noch 3-D-Gespinst ihr Unwesen: Jordaan hat schlichtweg Männerköpfe porträtiert, aber dabei bis auf ihre voluminösen Bärte alles weggelassen. Übrig vom Konterfei sind nur noch diese organischen Haarberge mit ausgespartem Mund - hinter denen immerhin reale und bekannte Köpfe stehen, wie die Galeristin versichert.

Ins Reich der surreal organischen Anmutungen führen in der Galerie am Klosterwall ebenso die Plastiken von Reinhold Engberding: schwarze, perforierte Körper mit Aufblähungen, als würde es in ihrem Inneren gehörig rumoren. Was man diesen Körpern jedoch weniger ansieht, ist ihre präzise Konstruktion.

Nach festgelegten Mustern häkelte sie Engberding aus schwarzem Strick, verlieh ihnen Volumina durch aufgeblasene Kondome oder anderweitiges Füllmaterial, um ihre Oberflächen anschließend mit Schellack zu festigen. Da hängen sie nun von den Decken, stolzieren auf Beinen oder kleben wie ein Schwalbennest an der Wand. Es mag sich bei ihnen um Zwitterwesen aus 60er-Jahre-Futuro-Look in Korbform und individuellen Mythologien handeln. Gleichzeitig erinnern sie an die alte Tatsache, dass selbst den bizarrsten Dingen und Wesen stets ein präziser Bauplan zugrunde liegt. Für die einen ist das Gottesbeweis, für die anderen das Werk der unendlichen Schöpfung.

Reinhold Engberding - Peter Jordaan: "Bart und Faden" bis 3.7., Mi-Fr 12.00-19.00, Sa 12.00-16.00, Galerie Carolyn Heinz/Galeriehaus (S/U Hbf.), Klosterwall 13, www.galeriecarolynheinz.de