Er kann gar nicht anders: Martin Grubinger weckt Begeisterung, wo er auch spielt. Wir verlosen Karten für sein ausverkauftes Konzert heute Abend

Laeiszhalle. Sobald der Name Martin Grubinger auf dem Konzertplakat steht, muss sich der Veranstalter um den Kartenverkauf keine Sorgen mehr machen. Auch das heutige Konzert in der Laeiszhalle ist längst ausverkauft. Mit dem Abendblatt und etwas Glück könnten Sie allerdings doch noch hineinkommen, denn wir verlosen einmal zwei Karten.

Grubinger rules - und bleibt doch ungeachtet all der teuflischen Tricksereien auf seinen Instrumenten der meist wie ein glücklicher Putto lächelnde Bub. In den letzten Jahren gab der Schlagzeugvirtuose aus dem Salzburger Land in Hamburg gefühlt alle acht Wochen ein Konzert. Mit der Größe der Spielorte - im November soll er die Sporthalle Hamburg füllen - wuchs naturgemäß auch der Jubel, ohne dass deswegen auch Grubingers Ego mitgewachsen wäre.

Gestern, beim Vormittagskonzert mit den Philharmonikern, versprühte er dieselbe Freude und Leichtigkeit, denselben Spielwitz und Mannschaftsgeist, die seine Auftritte von Anfang an kennzeichneten. Zweieinhalb Jahre nach der Uraufführung von Avner Dormans Schlagzeugkonzert "Frozen in Time" in der Laeiszhalle unter Simone Young ist Grubinger jetzt zum Staatsorchester zurückgekehrt, um einen weiteren Dorman-Streich zu spielen: "Spices, Perfumes, Toxins!", ein 2006 fertiggestelltes Konzert für Percussion-Duo und Orchester. Sein Trommelbuddy Manuel Hofstätter wirbelt am zweiten Percussion-Set, der finnische Dirigent Pietari Inkinen koordiniert mit sicherer Hand das Feuerwerk von Marimbas, Becken, Vibrafon, Donnerblechen und Trommeln mit dem Orchesterpart.

Das immer gleiche schwarze Langarm-T-Shirt, das Martin Grubinger bei seinen Auftritten trägt, ist zwar per definitionem kein Sweatshirt. Es erfüllt aber die Funktion eines solchen aufs Exakteste. Hinterher zeigen lange dunkle Flecke auf dem dünnen Stoff, wie dem Schlagzeuger bei der Arbeit mal wieder der Schweiß den Körper heruntergeronnen ist.

Auch manche Orchestermusiker geraten beim Spielen ins Schwitzen, desto mehr, je größer ihr Instrument ist, weil Musikmachen nun mal auch körperlich anstrengt. Aber man sieht's nicht unter ihrem Frack. Musikathlet Grubinger, der seinen Job noch dazu im Stehen erledigt, liefert dem Publikum ein Auge wie Ohr gleichermaßen beglückendes Nonstop-Erlebnis zwischen Sportschau, Zirkusvorstellung und klingendem Gottesdienst, bei dem er ständig in Bewegung ist. Da muss jedes Deodorant die Waffen strecken.

Umso mehr, als Dormans Stück ja ein Feuerwerk aromatischer Genüsse verspricht. Die "Spices" beginnen mit orientalischen Klangdüften, die die beiden Solisten mit je vier Mallets aus den Holzplatten zweier Marimbas kitzeln. Die ungewohnten Melodien und Modi rücken den orientalischen Ursprung des Komponisten ins Bewusstsein. In den "Perfumes" lockt ein Glitzerklang zwischen Marimba und Vibrafon, dem Dorman durch seine feinen Instrumentationskünste im Orchester zusätzliche exotische Noten verleiht. Klug lässt er im Trommelgewitter der Schlagzeuger das Orchester aber auch mal ganz schweigen - man würde eh nichts hören.

Grubinger und sein Kompagnon spielen die dynamischen Bögen und Kurven wie mit demselben Atem, und ihre kaum fassbare Pünktlichkeit im Zusammenspiel lässt sich nur durch einen unsichtbaren Synchronschaltdraht zwischen ihren Gehirnen erklären. Im Ernst: Es fällt Ihnen die Kinnlade runter, wenn Sie das erleben, gleichzeitig dürften sich die Mundwinkel ganz von allein Richtung Jochbein bewegen. Hier macht Virtuosität einfach verdammt viel Spaß.

Fast noch mehr Begeisterung lösen die beiden Zugaben aus. Erst wetteifern Grubinger und Hofstätter auf zwei Pipe drums genannten Militärtrommeln um die verrückteste artistische Spielerei, ohne währenddessen ihre Rudiments zu vernachlässigen, das Wirbel-Etüdenwerk jedes Schlagzeugers. Dann streicheln sie aus den schwerfälligen Holzplatten ihrer Marimbas im dreifachen Pianissimo eine Bearbeitung von "Åses Tod" aus Griegs "Peer Gynt"-Suite heraus, bei der eine fallende Steckennadel scheußlichen Lärm verursacht hätte.

Nach der Pause spielt das Orchester Nikolai Rimski-Korsakows Sinfonische Suite "Scheherazade" aus dem Jahr 1888. Wie in einem alten, fleckig gewordenen Spiegel lassen sich Reflexionen der authentisch orientalischen, gleichwohl dem Klang der Welt gegenüber weit offenen Musiksprache des Israelis Avner Dorman erkennen.

Wenn Sie heute dabei sein wollen, schicken Sie uns bis 13 Uhr eine Mail an live@abendblatt.de mit Ihrem Namen, Alter und einer Telefonnummer, unter wir Sie erreichen können. Viel Glück!

10. Philharmonisches Konzert mit Martin Grubinger und Manuel Hofstätter, heute, 20 Uhr, Laeiszhalle, ausverkauft