Hamburg. Mehr melancholisch als frech, mehr weise als leise, so porträtierte das NDR Sinfonieorchester am Freitag den 2008 verstorbenen Komponisten Mauricio Kagel. Mit Lust und Bosheit hatte Kagel in den 60ern und 70ern die Riten und Mythen des klassischen Konzertbetriebs aufs Korn genommen. Drei der vier Werke, die nun im ersten von zwei Porträtkonzerten erklangen, stammten allerdings aus den 80ern und 90ern. Und es scheint, als habe Kagel eher mit weinenden als mit lachenden Augen auf den Scherbenhaufen geblickt, den die Bilderstürmerei der Avantgarde hinterlassen hat. Sein Rondo "Les idées fixes", die Konzertszene "Ein Brief" und das "Interview avec D." waren weniger Parodien als opulent orchestrierte und leicht skurrile Elegien auf die entschwundene Welt der Klassiker. Vom NDR Sinfonieorchester unter Jonathan Stockhammer wurden sie präzise und hoch kultiviert realisiert. Was die szenischen Anteile anging, hielten sich die Sopranistin Klara Csordas in "Ein Brief" und Jean Lorrain als Sprecher beim "Interview" betont zurück. Zucker für den Affen gab's bei den schrägen, von den Bläsern des Sinfonieorchesters lustvoll-virtuos gespielten "Zehn Märschen, um den Sieg zu verfehlen".