Das Internet-TV-Magazin www.fernsehkritik.tv ist für den Grimme Online Award nominiert

Sind das Blutspritzer oder Spuren von Graffiti, die da die Seite www.fernsehkritik.tv überziehen? Wer die Homepage aufruft, den empfängt ein Design irgendwo zwischen Quentin Tarantinos Splatter-Ästhetik und urbaner Guerilla-Kunst. Und diese Stilistik spiegelt den Ansatz der Firma Alsterfilm um Geschäftsführer und Moderator Holger Kreymeier schon recht gut.

Das satirische TV-Magazin warnt im Untertitel: "Empfohlen ab 16 Jahren". Das ist zwar inhaltlich leicht übertrieben, aber zum Vorspann jeder Folge läuft erst einmal ein wenig digitales Blut über den Bildschirm (und über die Talkshow-Exhibitionisten und Möchtegern-Moderatoren des Trash-TV). In jeweils knapp 45 Minuten werden im Anschluss die Auswüchse hiesiger Medienorgane verbal zerhackstückt.

Zwar wirkt Kreymeiers Moderation mitunter etwas haspelig. Aber seine Kommentare sind nicht überambitioniert frohsinnig, sondern erstaunlich ernsthaft. Ein großer Pluspunkt. Denn der sparsam pointierte Blick macht das Format, das jetzt für den Grimme Online Award nominiert ist, umso unterhaltsamer. So analysiert der Hamburger zum Beispiel treffend und amüsant die Berichterstattung über den Empfang von Eurovision-Siegerin Lena in Hannover, bei der mit öffentlich-rechtlichen Improvisationen und Notnagel-Interviews Zeit bis zur verspäteten Landung des Oslo-Stars geschunden wurde. Ein gefundenes Fressen für den TV-Kritiker. Mit Slogans wie "GEZ noch?" agiert er, auch auf T-Shirts und Tassen, gegen unsinnig genutzte Gebühren.

Mit seinem Magazin, das stramm auf die 50. Folge zusteuert, nimmt Kreymeier jedoch nicht nur unfreiwillig komische Show-Themen unter die Lupe und aufs Korn. Er beurteilt auch medienpolitisch Ärgerliches und programmatisch Absurdes. In der Rubrik "kurz kommentiert" bezieht er sich etwa auf den Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler. Er bewertet das Geschehen an sich ("ein unrühmlicher Abgang"), schaut aber auch genau hin, wie einzelne Fernsehsender reagiert haben.

Wen ein Beitrag nicht interessiert, der kann innerhalb einer Folge mit einer praktischen Springfunktion zum nächsten zappen. Ohnehin ist die Navigation in knalligem Orange übersichtlich und flott bedienbar. Weitere inhaltliche Orientierung bieten in positiver Hinsicht die TV-Tipps und als abschreckendes Beispiel Menüpunkte wie "Schlechte Filme".

Und über kommerziellen Anzeigen steht gut sichtbar das Wort "Werbung". Aufklärung ist also nicht nur im eigentlichen Magazin, sondern auch auf der Webseite an sich Programm.

www.fernsehkritik.tv