In der letzten Folge der Theaterserie “Spiel's noch einmal“ spielt Mathieu Carrière Rhett Butler

Hamburg. Einmal muss auch die schönste Liebesschnulze enden. Im Kino genauso wie im Theater. Letzter Kuss und Schluss. Die letzte Folge von Dominique Schnizers Theaterserie "Spiel's noch einmal - jetzt live und in Farbe", eine Schauspielhaus-Produktion nach dem Hollywood-Kultfilm "Casablanca", hatte in der M&M-Bar des Hotels Reichshof Premiere. Der Showdown zwischen Rick und Captain Renault führte zum bekannten bittersüßen Ende: großmütiger Verzicht des zynischen Herzensbrechers auf seine Liebe, listiger Rettungsdeal, schließlich ein letzter tiefer Blick zwischen Ilsa und ihrem Rick. Dann sein bekannter Schnodder-Spruch - und Abflug des edlen Widerstandskämpfer-Paars in die Freiheit.

Das turbulente "Finale" wurde vom getreuen Fan-Publikum gespannt verfolgt und mit einem lachenden und einem weinenden Auge gefeiert. Doch ehe es so weit war, kamen etliche Überraschungen in die Quere. Ein Inszenierungsfehler sorgte für heitere Auflockerung. Widergänger aus der letzten Folge tauchten blutverschmiert auf. Und das berühmte Liebespaar aus einer anderen Hollywood-Schmonzette kam "Vom Winde verweht" in Rick's Café und versuchte der "Casablanca"-Affäre die Show zu stehlen.

Scarlett O'Hara (Juliane Koren) hatte sich offenbar im Krieg vertan, rief in Ballrobe nach ihrem Ashley - und traf auf Rhett Butler. Der lehnte bereits lässig am Tresen, in Gestalt des eleganten Mathieu Carrière. Er probt gerade am Schauspielhaus in Frank Hoffmanns Inszenierung von Kleists Tragödienfragment "Robert Guiskard", schaute mal auf einen Drink vorbei und spielte - auf Englisch - Rhetts Original-Tonspur.

Regisseur Schnizer ließ sich bei seiner Serie nicht lumpen. In der ersten Folge hatte er den Punk-Rocker Bela B. Felsenheimer von den "Ärzten" eingeladen, den Killer zu mimen. Bela B. fand daran Gefallen und kehrte zur vierten "Making of"-Folge zurück. Da lieferte er sich mit Michael Prelle als von den Spielern im Stich gelassener Regisseur ein flottes Bäumchen-wechsel-Dich der Figuren.

Ohnehin begnügte sich Schnizer nicht damit, die Story mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart brav nachzuerzählen. Zum stimmungsvollen Schauplatz passend, mixten der Regisseur und sein Team von 20 wechselnden Schauspielern aus dem Ensemble einen spritzigen Cocktail aus Bühnen-Soap und Klub-Theater, aus Klamotte und Parodie, aus Musical und Melodram, Stummfilm und Grand Guignol.

Als grundsätzliches Prinzip galt das pointierte Spielen mit filmschnittartigen Brechungen von Handlung und Figur. Die Schauspieler fielen oft aus ihren Rollen, kommentierten fast wie privat und jonglierten gut gelaunt mit Kalauern, Wortwitz und bisweilen auch Klamauk.

Fünf Ilsas waren in den sechs Folgen zu sehen, darunter Irene Kugler, die Chansons singende Komödiantin Marion Breckwoldt und zuletzt Katharina Schmidt. Ihr zur Seite standen sieben Ricks. Am stilechtesten hat Hanns Jörg Krumpholz die coole Humphrey-Bogart-Allüre drauf. Auch die Rollen von Victor Laszlo, Renault oder Nazi-Strasser werden stafettenartig weitergereicht. Nur drei Dinge sind in der nun selbst zu Kult avancierten Schauspielhaus-Serie todsicher: Das Schachbrett steht auf dem Tresen parat wie Barmann Sascha dahinter. Und Pianist Sam alias Jonathan Wolters spielt für die Gäste auf - in Rick's Café im Hotel Reichshof.

Spiel's noch einmal Folge 6, 21/.27.6. 19 und 21 Uhr, M&M-Bar Hotel Reichshof (S/U Hauptbahnhof), Karten T. 24 87 13, www.schauspielhaus.de