Matthias von Hartz präsentiert das Sommerfestival-Programm

Hamburg. Reif für die Insel? Doch die Kohle für eine Karibik-Spritztour fehlt? Kein Problem. Beim Internationalen Sommerfestival Hamburg verwirklicht die Gruppe Ligna den Traum vom eigenen "Eiland". Für das maritime Hörspiel bringt ein Boot die Besucher einzeln zur Mini-Oase auf die Alster. Das Träumen auf den Wellen, im Blick Hamburgs Postkartenpanorama, nutzt die Performancegruppe aber auch zur kritischen Betrachtung über das Lebenselement und seinen Ausverkauf.

Wasser, die schwer umkämpfte Ressource und Ware, macht Festivalleiter Matthias von Hartz zum Schwerpunktthema seines Programms vom 12. bis 28. August. Dem Erfolgskonzept folgend, verbindet er wieder Kunst und Theorie. Wissenschaftler halten Vorträge, aber auch Performances und Aktionen widmen sich den politischen und ökologischen Aspekten des Themas. In der stadtweiten Fahrrad-Performance "Flow, Swarm, Flood" (15./16., 20.-22.8.) führt ein Londoner Art-Labor entlang der möglichen Überflutungslinien bei weiterer Klimaerwärmung. Die Choreografin Robyn Orlin inszeniert in der One-Woman-Show "although I live inside ..." (19.-21.8.) einen Tanz ums Wasser.

Erstmals organisierte Hartz mit der Universität Hamburg und Förderung durch die Körber-Stiftung eine Internationale Sommerakademie. In sechs Workshops erhalten 30 Teilnehmer Gelegenheit, sich mit Künstlern und Fachleuten über Theorie und Praxis von "Performing Politics" auszutauschen. Bis jetzt haben sich 150 Bewerber aus vielen Ländern gemeldet. Nikolaus Müller-Schöll von der Theaterforschung bietet aber auch ein öffentliches Gesprächsprogramm (18.-27.8.) an.

Hartz präsentiert natürlich wieder eine Reihe großer internationaler Gastspiele mit Tanz und Theater. Seine Entdeckung, die New Yorker Gruppe Nature Theatre of Oklahoma, lässt in "Life and Times - Episode One" (12./13., 15./16.8.) seine Konzeptkunst mit der Musical-Kommerzkunst höchst erfrischend kollidieren. Vom letzten Festival noch in guter Erinnerung sind Philippe Quesne und das Vivarium Studio aus Paris. Sie kommen wieder mit ihrer Performance "Big Bang" (19.-21.8.). Und Alain Platel zeigt das der verstorbenen Pina Bausch gewidmete Tanztheater "Out of Context" (26./27.8.).

Highlights in der Konzertreihe versprechen die schwedische Black-Metal-Band Ulver (16.8.) und 1000 Robota mit Kammermusik-Ensemble (21.8.). Auch die Bedroom Community strandet auf der "Whale Watching Tour" am Osterbekkanal. Dort auf dem Wasser wird eine Plattform zum Sitzen eingerichtet und das Gelände für Musik und Tanz unter freiem Himmel themenbezogen gestaltet.

Das Ambiente macht den speziellen Charme des Theaterfestes aus. Es beginnt am 12. August mit Hofesh Shechters von Trommlern und E-Gitarristen begleiteter Choreografie "Political Mother" und William Forsythes gigantischer Hüpfburg "White Bouncy Castle" in den Deichtorhallen. Für Freudensprünge von großen und kleinen Hamburgern über den Festivalstart.

Internationales Sommerfestival Hamburg 2010 12.-28.8, Kampnagelfabrik, Karten: T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de