Lisa Ortgies, TV-Moderatorin (“frau TV“) und Autorin (“Heimspiel“).

Es gibt nur einen Zustand, in dem die richtige Platte zu einer Frage des emotionalen Überlebens wird. Und das ist überwältigender und dramatischer Liebeskummer. Kein kurzer, heftiger Abschied - sondern die Sorte, bei der man über Wochen sehr viel mehr Alkohol als feste Nahrung zu sich nimmt und der festen Überzeugung ist, dass man nie wieder dasselbe für jemand anderes empfinden wird. Ende der 90er-Jahre hatte ich mich zum vorerst letzten Mal in den Falschen verliebt und verbrachte Stunden mit der Suche nach einem Sound, der mir helfen würde, die Talsohle meines Kummers zu erreichen. Denn echtes Herzweh sollte chronologisch durchlitten werden: Man muss sich voll darauf einlassen, um irgendwann wieder rauszufinden. Fündig wurde ich im Autoradio: Bei "Joga" von Björk musste ich, tränenblind, rechts ranfahren - in einem "State of emergency ... how beautiful to be ...".

Für alle anderen Kummerphasen konnte ich mich an den Stücken der CD "Homogenic" (1997) entlanghangeln: "Immature" - stellt sinngemäß die Frage: Wie konnte ich nur jemals auf den Typen reinfallen ...? "5 Years" ist der richtige Song. wenn allmählich so etwas wie gesunde Verachtung für den Ex aufkeimt, und "Alarm Call" hat den Rhythmus, um ihn endgültig abzuschütteln. Ich war Björk verfallen und bereit für die nächste Verheißung, besser gesagt, die nächste CD: Björks "Debut", eine Produktion aus dem Jahr 1993. Mit dem Song "One Day" kam die Lust am Tanzen zurück (stundenlang und allein!). Und nach "There's More To Life Than This" durfte man mich wieder ansprechen. Diesmal gab's ein Happy End ...