Die Deichtorhallen zeigen Arbeiten des japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki

Das Lieblingsmodell ist seine junge Frau. In der Schwarz-Weiß-Foto-Serie "My Wife Yoko" zeigt der japanische Fotokünstler Nobuyoshi Araki seine Gattin auf dem Bett ruhend, bekleidet oder halb ausgezogen, im Halbschlaf oder Zeitung lesend. Die intimen und zugleich distanziert und minimalistisch wirkenden Bilder bestechen vor allem durch die Wahl der Perspektive und die zwanglos wirkende Komposition der Arrangements. Sie zeigen Yoko auf der Hochzeitsreise, im eigenen Haus, bei Ausflügen in die Umgebung.

In der Ausstellung "Silent Wishes" präsentiert das Haus der Photographie in Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg 150 Schwarz-Weiß-Fotografien des 1940 in Tokio geborenen Künstlers. Das Zentrum der sehenswerten Sammlung bilden die Studien seines bevorzugten Modells Yoko Aoki. 1967 war er seiner späteren Frau begegnet und machte sie zum Motiv seiner fotografischen Recherchen.

Ergänzt werden diese Arbeiten durch eine Serie von zwölf Fotografien aus den Jahren 1989/1990, mit denen Araki seine Frau während ihrer tödlichen Krankheit begleitet. "Winter Journey" erzählt die berührende Geschichte des Abschiednehmens. Nach Yokos Tod beeinflusst die erschreckende Erfahrung des Sterbens nun stärker Arakis Arbeiten und drückt sich in Szenen und Motiven aus, die mit der Bedrohung durch Gewalt und Tod zu tun haben. Aber die Ausstellung präsentiert auch die neueren Werke Arakis, die ihn als Schilderer erotischer Szenen und weiblicher Aktbildnisse international bekannt gemacht haben.

Zur Araki-Ausstellung hat das Museum der Moderne Salzburg eine Publikation mit Texten von Margit Zuckriegl und Christian Martin Fuchs herausgegeben. Der Band mit vielen Schwarz-Weiß-Abbildungen hat 136 Seiten und kostet 34 Euro.

Zeitgleich widmet das Haus der Photographie dem russisch-ukrainischen Künstler Sergey Bratkov eine Werkschau - "Heldenzeiten" - und gibt mit etwa 130 Bildern einen Einblick in dessen Schaffen seit Anfang der 90er-Jahre. In den Momentaufnahmen von Matrosen, Stahlarbeitern oder Kindern werden der sozialkritische Blick und das politische Engagement des krassen Bilderpoeten spürbar. Denn er provoziert auch mit seinen Schnappschüssen aus der post-sowjetischen Gesellschaft durch gezielte Grenzüberschreitungen und Verletzung moralischer Tabus.

In beiden Ausstellungen vermitteln sich das Alltagsleben, die Kultur und gesellschaftliche Realität der humanistischen Fotokünstler - und zugleich Reiz und Kontrast ihrer eigenwilligen Ästhetik und Sicht auf den Menschen.

Nobuyoshi Araki: Silent Wishes

Sergey Bratkov: Heldenzeiten Haus der Photographie in den Deichtorhallen (U Steinstraße), Deichtorstr., Eintritt 9,-/.6,- ; geöffnet Di-So 11.00-18.00, Do 11.00-21.00; www.deichtorhallen.de