Die US-Musiker Jackson Browne und David Lindley kommen heute mit Folk, Rock und Blues auf die Freilichtbühne im Stadtpark.

Stadtpark. "Der soll 61 sein? Das glaube ich nicht", sagt die Kollegin, als sie das Foto von Jackson Browne sieht. Tatsächlich hat sich der Musiker gut gehalten, den sein Freund David Crosby als "verdammt besten Songschreiber der Welt" bezeichnet hat. Ein fundiertes Lob, das der US-Amerikaner über Jahrzehnte immer wieder mit musikalischen Fakten unterfüttert hat. "Introspektiver Folk-Rock" war eines der Etiketten, die man dem kalifornischen Singer/Songwriter im Lauf seiner langen Karriere angepappt hat, auf dessen Weg Hits wie "Take It Easy", "Stay" und "Late For The Sky" liegen. Mit David Lindley, einem seiner treuesten musikalischen Wegbegleiter, kommt Browne heute in den Stadtpark.

2006 sind sie zusammen in Spanien auf Tour gegangen. Bei den Konzerten entstanden die Mitschnitte zum aktuellen Album "Love Is Strange". Und obwohl sich beide schon seit den 70er-Jahren kennen, war Browne offenbar doch wieder überrascht von der Eigenwilligkeit seines Kumpels. Tatsächlich gibt es zwischen beiden Musikern heftige Unterschiede.

Während Browne den verträumt-integren, unter Weltschmerz leidenden Künstler glaubwürdig, vom Outfit her aber eher unauffällig verkörpert, ist sein Nebenmann ein Spezialfall. Lindley ist der etwas schrathaft wirkende Virtuose, der allen Instrumenten Töne entlocken kann, die mit Saiten bespannt sind. Dabei ist er immer gut zu erkennen an seinen langen grauen Koteletten und an Klamotten, bei denen er auf eine Mischung aus Khaki-Tarnzeug und Polyester-Trainingsanzügen schwört. Oft ergänzt durch große, bunt gemusterte Hemden, die Jürgen von der Lippe vor Neid erblassen lassen müssten.

So machten Fans nach den Konzerten in Spanien sogar regelrecht freundschaftliche Jagd auf die beliebten Musiker, wollten zusammen mit ihnen essen und trinken. Browne nennt das scherzhaft "stalking the wild Lindley".

"Ensayar es de cobardes" - "Proben ist etwas für Feiglinge" beschreibt er im Booklet das Motto der Vorbereitungszeit. Er musste mit Lindley vor der Tour erst einmal wieder zusammenfinden. Natürlich auch unkonventionell, da Lindley nach Brownes Worten kein Stück zweimal auf dieselbe Art spielt. Die Lust an der Improvisation ist ihnen offenbar geblieben und ihr Mut wurde belohnt, denn auf dem Album harmonieren sie musikalisch wie eh und je. Und Brownes Stimme klingt immer noch jugendlich.

Spanien ist für ihn ein besonderes Land. In den 90er-Jahren kehrte er den USA den Rücken und nahm sich eine Wohnung in Barcelona. Er brauchte einen Tapetenwechsel. Seine erste Frau hatte Selbstmord begangen, die Schauspielerin Darryl Hannah ihn wegen John F. Kennedy Jr. verlassen. Auf "eine offene Tür in eine ganz andere Welt" hoffte er für sein spanisches Abenteuer, das man auch als Folge einer ausgewachsenen Midlife-Krise beschreiben könnte. Irgendwann ist er nach Kalifornien zurückgekehrt, sein Appartement in Barcelona aber hat er behalten.

Abhauen für immer war Brownes Sache sowieso nicht, dafür liebt er sein Heimatland zu sehr, auch wenn er es immer wieder politisch kritisiert. Mit Bruce Springsteen und Bonnie Raitt engagierte er sich in der amerikanischen Anti-Atom-Bewegung und für das Recht der Frauen, über Abtreibungen selbst bestimmen zu können.

In seinem Song "Lives In The Balance" prangerte er die Verquickung von Außenpolitik und Wirtschaftsinteressen an. Browne bleibt engagiert: "Ich spüre eine große Verpflichtung und Verantwortung gegenüber dem bisschen Demokratie, das wir haben. Man muss sich schon einschalten, wenn man etwas bewirken möchte. Ich bin bekennender Amerikaner und habe sehr viel in politische Fragen investiert, die dort offenstehen."

Gar nicht lustig findet er es aber, wenn sich Politiker ungefragt bei seinem geistigen Eigentum bedienen. So klagte er im vergangenen Jahr gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, als der seinen Song "Running On Empty" benutzte, um die Energiepolitik seines demokratischen Gegners Barack Obama zu diskreditieren. McCain verlor und musste sich entschuldigen. Browne selbst bezeichnet sich als Liberalen.

Weniger kompliziert ist das Verhältnis des Musikers zu Deutschland. Die ersten drei Jahre seiner Lebens hat er hier verbracht, denn sein Vater arbeitete für die US-Armee. Geboren wurde er in Heidelberg. "Ich mag den Klang der Sprache", bekennt er. "An viel kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich komme gern her." Ob es für landessprachige Moderationen reicht, wie auf dem "spanischen" Album zu hören, bleibt abzuwarten.

Man sollte nicht zu streng mit ihm sein. Schließlich gilt für ihn und seinen 65 Jahre alten Bühnenpartner Lindley, was Browne über die Songs gesagt hatte. Von denen seien einige schon "un poco viejo" - ein bisschen alt.

Jackson Browne, David Lindley heute 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten 47,90. Die Musiker im Internet: www.jacksonbrowne.com , www.davidlindley.com