Die Freie Akademie der Künste Hamburgs steht im Dienste des Dialogs. Heute feiert sie ihr 60-jähriges Bestehen

Hamburg. Es darf wieder gratuliert werden. 60 Jahre alt wird die Freie Akademie der Künste in Hamburg. Praktischerweise fällt damit ein zweites Jubiläum zusammen, sodass etatschonend nur einmal gefeiert werden muss: 30 Jahre ist der Präsident der illustren Künstler-Vereinigung jetzt im Amt - der gerade mal 81 Jahre junge Maler Armin Sandig.

Es sind bedeutende Stimmen der Vernunft und der Menschlichkeit, deren Träger sich in der Akademie versammeln. Ihr Nobelpreis-gekröntes Mitglied Günter Grass hat sie vor fünf Jahren so beschrieben: "Die Akademie glänzt in allen Sparten der Künste. Honorarfrei tragen deren Mitglieder zum Ruhme einer Stadt bei, die einerseits knausert, doch andererseits von eventmäßig schillernden Seifenblasen träumt, die in der Regel platzen, bevor sie den Strohhalm verlassen."

37 Mitglieder gibt es in jeder Sektion: Baukunst, bildende Kunst, darstellende Kunst, Literatur, Musik und Medien - alle Künste unter einem Dach, das fördert den Dialog. Ihre Aufgabe ist es, so wollten es die Gründer um das Allround-Genie Hans Henny Jahnn, "die Volksbildung auf dem Gebiet der Künste zu fördern, zu Fragen des geistigen und künstlerischen Lebens Stellung zu nehmen, öffentliche Wirksamkeit zu entfalten", so steht es in der Satzung.

Die Hansestadt fördert das edle Tun mit jährlich 200 000 Euro, was den Präsidenten mit seiner oberfränkischen Sprachfärbung nonchalant lästern lässt: "Wenn es mehr wäre, wären wir vermutlich viel zu bequem geworden."

Zu 50 eindrucksvollen Veranstaltungen - Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen - bewegt er die Akademie-Mitglieder jedes Jahr, auch die mit den ganz großen Namen, bis zu 400 Zuhörer haben in dem großen Veranstaltungsraum über dem Kunstverein in der Markthalle am Klosterwall (gegenüber den Deichtorhallen) Platz. Damit ist Armin Sandig sehr zufrieden; seine einnehmende Persönlichkeit und sein schweifender Geist garantieren eine breite Themenpalette auf den Ankündigungsplakaten. Nur mit der Wirksamkeit der Akademie hadert er gern - "es wird viel zu wenig über uns berichtet". Er würde dem Gedankenaustausch in der Akademie mehr Beachtung draußen wünschen.

So darf er sich jetzt darüber freuen, dass nicht nur 450 hochkarätige Gäste für die heutige - nicht öffentliche - Jubiläumsfeier im Atlantic-Hotel zugesagt haben, sondern dass dort auch eine neue Festschrift auf den Langzeit-Präsidenten präsentiert wird, die nicht verbirgt, wie wenig Akademie und Armin Sandig sich noch voneinander trennen lassen.

Neben eigenen Texten und vielen Fotos finden sich darin Beiträge von Adolf Muschg, Günter Grass, Ulla Hahn, Rolf Hochhuth, Siegfried Lenz, Ulrich Leyendecker, Fritz J. Raddatz, Peter Rühmkorf (der die Stetigkeit des Jubilars im wöchentlichen Aktzeichnen preist und Beispiele dieser Tätigkeit anfügt), von Christa Wolf, Simone Young, Peter Ruzicka und vielen anderen.

Armin Sandig zu Ehren: Verlag Hoffmann und Campe, 182 Seiten, 20 Euro.

Die Freie Akademie der Künste im Internet: www.akademie-der-kuenste.de