Die ARD-Reihe “Debüt im Ersten“ wird zehn Jahre alt. Zum Jubiläum läuft heute das Drama “Vier Minuten“ mit Monica Bleibtreu

Die Idee war gut, die Ausführung schien unmöglich: Im Frühjahr 2001 schlug der im vorigen Jahr gestorbene NDR-Programmdirektor Jürgen Kellermeier in seiner Eigenschaft als ARD-Koordinator Fernsehfilm vor, die Debüt-Aktivitäten der verschiedenen ARD-Sender im Ersten zu bündeln.

Noch heute erinnert sich NDR-Redakteurin Daniela Mussgiller lebhaft daran, wie Theorie und Praxis zunächst auseinanderklafften: "Gemeinsame Projekte innerhalb der so unterschiedlichen ARD? Hilfe!" Vorbild für die Lösung war schließlich das "Tatort"-Prinzip: Es wurde akzeptiert, "dass jeder Film einzigartig ist", erinnert sich Mussgiller. Man ließ den Sendern völlig freie Hand "und bekam sie so unter einen Hut. Ein kleines Wunder!" Und im Gegensatz zum Sonntagskrimi ist nicht mal die Länge vorgeschrieben.

Von heute an zeigt das Erste die zehnte Staffel des "Debüt im Ersten". Elf Filme sind es in diesem Jahr. Bekannteste Debütanten waren bislang Züli Aladag, Alain Gsponer, Maren Ade, Sathyan Ramesh, Philipp Stölzl und Hans Steinbichler. Maßgeblich für die Auswahl sind laut Mussgiller, die bis vor Kurzem die Federführung der Reihe innehatte, der jeweilige Stoff, die Umsetzung sowie die eigene Handschrift des Regisseurs. Die Sender beteiligen sich aber nur mit 30 bis 40 Prozent der Herstellungskosten: Bis auf wenige Ausnahmen haben die Debüts stets auch einen Kinovorlauf. Das hat zum einen natürlich finanzielle Gründe, liegt aber laut Mussgiller vor allem an der Motivation der Regisseure, deren Karriereziel zunächst das Kino sei. Auf diese Weise hätten sie zudem "einen größeren Gestaltungsspielraum für ihre Geschichten und ein Publikum 'zum Anfassen'."

Die ARD-Debüts laufen ausnahmslos um 22.45 Uhr. Dabei hätte Chris Kraus' furioses Drama "Vier Minuten" mit Monica Bleibtreu und Hannah Herzsprung, der diesjährige Auftakt, ohne Frage das Potenzial, um 20.15 Uhr ein Millionenpublikum zu erreichen. Aber Mussgiller hält den Hauptsendeplatz für die Debüts für eher ungeeignet: "Die jungen Filmemacher wären in Genre, Länge, Erzähltempo und Erzählart deutlich eingeschränkt. Es geht bei den Debüts nicht darum, innerhalb einer starken Konkurrenz zu bestehen und sich dort mit den Profis des Fernsehens zu messen, sondern die eigene Filmsprache zu finden."

Dass die Reihe stets im Sommer läuft, hat einen einfachen Grund: Sie nutzt den Urlaub von Reinhold Beckmann.

Vier Minuten: heute, ARD, 20.15 Uhr