Kampnagel. Nicht schon wieder. "Müssen wir die Tragödie immer wiederholen?", fragt der Politiker ratlos ins Mikrofon. Streit unter Jugendlichen sei zwar normal. Aber müssen Kids zum Messer greifen und einander totstechen? Feridun Zaimoglu und Günter Senkel fassen in "Romeo und Julia unplugged" ein heißes Eisen an: die zunehmende Gewalt unter Jugendlichen. Die Autoren haben mit elf Schülern aus dem multikulturellen Stadtteil Wilhelmsburg die Kurzfassung von Shakespeares bekanntestem Drama erarbeitet und inszeniert. Über die gelungene Premiere freuten sich Zaimoglu und sein Team wie auch die zahlreich gekommenen Freunde, Verwandten und Mitschüler.

Schwarze Vorhänge, drei Spielpodien reichen aus für die schnell geschnittene Szenencollage. Die Spieler sprechen weitgehend ihre Sprache, haben mit den Autoren die tragische Liebesgeschichte nahe an das eigene Lebensgefühl und -umfeld herangeholt.

In der Rebellion von Julia gegen den muslimischen Vater steckt auch Kritik an der noch immer unter Strenggläubigen praktizierten Zwangsheirat. Den Spielern gelingen auch lustige und komische Momente. Eindringlich und mahnend führen sie jedoch Altersgenossen wie Eltern vor, dass Menschen unbelehrbar in ihren Fehlern sind. Das ist die eigentliche Tragödie.

"Romeo und Julia unplugged" 13.6., 19.30 Uhr, Kampnagel (Bus 172/173 Jarrestr.), Jarrestraße 20, Karten 12,-, erm. 8,- T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de