Das Ensemble Resonanz porträtiert Fausto Romitelli

Hamburg. Welcher Inspirationsquellen bedient sich ein Komponist, um unsere heutige Lebenswelt zu erfassen? Das Ensemble Resonanz hat im letzten Konzert seiner Reihe "Don't push the Sounds" den Italiener Fausto Romitelli (1963-2004) porträtiert. In knapp einer Stunde breiteten die Musiker, der Dirigent Aurélien Bello und der Tontechniker Peter Böhm in vielfältigen Besetzungen ein Panorama an Stimmungen, Bildern, ja Szenen aus.

Johannes Öllinger dröhnte sich durch das satirische "Trash TV Trance" für E-Gitarre solo mit Klangeffekten wie Rückkopplungen und akustischem Mückensirren. Dabei benutzte er nicht nur Finger und Plektron, sondern auch einen Topfschwamm und einen elektrischen Rasierer.

Geradezu herkömmlich ging es im Vergleich bei "Domeniche alla periferia dell'impero" zu, besetzt nur mit Geige, Cello, Flöte und Klarinette. Aber was heißt hier "nur"? Unterstützt von den elektronisch gesampelten Schnipseln, verdichteten die vier zarten Klangflächen, huschten hochvirtuos und bewundernswert präzise durch ein Geisterhaus oder schienen sich unter Aufschreien der Bassklarinette vor einem Fliegerangriff in Sicherheit zu bringen.

Gemälde bilden die Vorlage für die beiden größer besetzten Werke "Blood on the Floor, Painting 1986" und "Professor Bad Trip - Lesson I". Ähnlich psychedelisch-brachial wie die Titel kam auch die Musik daher: Da splitterte es, barst und rutschte haltlos; die Klangfarben verwoben sich so subtil, dass es oft nicht auszumachen war, ob ein Glissando, ein Zwitschern, ein Hauchen von Cello, E-Gitarre oder Bassflöte kam.

Auf diese Tonsprache haben sich die Schüler der Ida-Ehre-Gesamtschule erstaunlich weit eingelassen. "Professor Bad Trip" diente dem Musik-Grundkurs der Klasse 12a als Ausgangspunkt für eine Gemeinschaftskomposition, die er in einem Vorkonzert präsentierte. Eigenwillig kombinierte er gesprochenes Wort mit Sologeige oder Klavier mit E-Gitarre: metrisch mal ganz frei und mal streng, aber nie auch nur entfernt tonal. "Wir wollten einmal etwas ganz Fremdes ausprobieren", sagte der Komponist Ivo Nowáck, der das Projekt begleitet hat. Offenbar hat es geschmeckt. Solch eine Erfahrung wünschte man mehr Schülern.