Der Journalist Theo Sommer feiert heute 80. Geburtstag. Der promovierte Historiker zählt zur Elite des deutschen Journalismus.

Hamburg. Mit seinem Gesicht könnte man teure Zigarren verkaufen oder Single Highland Malt Whiskys. Präsidiales Charisma, das mancher schmerzlich vermissen lässt, ist bei ihm eingebaut. Charakter, Intelligenz und Humor bringt er eh mit. Theo Sommer fällt eben, wie sein Freund Helmut Schmidt, in die Kategorie "They don't make'em any more", solche gibt es kaum noch.

Heute wird er 80 Jahre alt, und für diejenigen, die die letzten Jahrzehnte abseits der Zivilisation verbracht haben, sei er rasch noch einmal vorgestellt: Der promovierte Historiker, der bei Henry Kissinger in Harvard Internationale Politik hörte, zählt zur Elite des deutschen Journalismus; er war Chefredakteur und später Herausgeber der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit", Star-Kolumnist etwa für das US-Magazin "Newsweek", lehrte Politische Wissenschaften an der Uni Hamburg und in Harvard, leitete den Planungsstab im Verteidigungsministerium, gehörte der Wehrstrukturkommission der Bundesregierung an und gibt noch immer eine Reihe internationaler Publikationen heraus. Ein langer Weg vom Lokalredakteur der Rems-Zeitung in Schwäbisch-Gmünd, wo alles begann.

Seit einem halben Jahrhundert kommentiert und analysiert Theo Sommer die Zeitläufte, sein gewöhnungsbedürftiger Titel "Editor at Large" ist eine Art redaktioneller Alters-Unruhesitz, ein Libero-Posten, um den ihn jeder in Hierarchien erstarrte Journalist glühend beneidet. Enzyklopädisches Wissen und höchsten Anstand im Umgang mit Kollegen attestiert man Theo Sommer - beides keine Selbstgänger mehr im modernen Medienzirkus.

Höhepunkte gab es viele in 50 Jahren Journalistenleben, "in Erinnerung bleiben jedoch die Dinge, die die Gefühle ansprechen", sagte Sommer dem Abendblatt gestern am Rande eines politischen Symposiums zu seinen Ehren, "wie die Nachricht von Kennedys Tod oder vor dem Fernseher zu sitzen und zu sehen, wie die Boeings in das World Trade Center gesteuert werden." Sichten, sortieren, Ratschläge geben oder auch Warnungen aussprechen - darauf komme es weiterhin an im Journalismus. Einerlei ob gedruckt oder online. Sommer glaubt, dass beide Formen nebeneinander bestehen werden.

Vier Söhne und eine Tochter aus drei Ehen hat Theo Sommer; täglich joggt er sechs Kilometer. Dass er heute 80 Jahre alt wird, kann er selbst kaum glauben. Das Geheimnis der körperlichen und geistigen Elastizität? "Joggen, ein Glas blonden Whisky am Tag, neugierig bleiben. Nie anfangen aufzuhören und nie aufzuhören anzufangen."