Hamburg. Don Giovanni auf Entzug? Jedenfalls sah es verdächtig nach einer Mineralwasserflasche aus, was der Lebemann während seiner Champagner-Arie bei der Premiere des Mozart-Klassikers im Forum der Musikhochschule in der Hand hielt. Was immer in der Bouteille gewesen sein mag, ein paar Promille mehr hätten diesem "Don Giovanni" gut getan.

Interpretatorisch weitgehend abstinent, geradlinig, ohne Brechungen, Metaebenen oder allzu viele eigene Akzente erzählte Regisseur und Bühnenbildner Dominik Neuner die Geschichte. Originelle Aspekte brachte nur das klug stilisierte Bühnenbild. Fensterartige Nischen in Decke und Seitenwänden ließen gleichermaßen dunkle Gassen, den Friedhof oder einen Festsaal ahnen.

Leider blieb Ronaldo Steiner in der Rolle des vitalen Libertins stimmlich und darstellerisch recht blutarm. So stahl Leporello seinem Chef die Show. Mit sonorem Bass, stimmlich glänzend disponiert und spielfreudig erntete Kihwan Sim schon nach seiner ersten Arie "Madamina!" verdienten Szeneapplaus.

Yun-Jeong Lee als Donna Anna brauchte länger, bis sie in ihrer Partie Strahlkraft entfalten konnte, doch dafür war ihr "Non mi dir, bell' idol mio" dann einer der Höhepunkte des Abends.

Die Hamburger Symphoniker zeigten sich unter energischer Leitung von Willem Wentzel gut aufgelegt.