Monika Mohr stellt in ihrer Galerie Fotos von Leni Riefenstahl aus: Menschenbilder aus Afrika und Olympia-Aufnahmen von 1936.

Hamburg. In der Galerie Mohr am Mittelweg werden Fotografien von Leni Riefenstahl gezeigt und verkauft. "Nuba & Olympia" heißt der Titel der Ausstellung; sie vereint farbige Bilder der Nuba im Sudan mit schwarz-weißen Fotos von 1936, dem Jahr der Olympischen Spiele in Berlin.

Bei den Nuba-Fotos handelt es sich um Menschenbilder, die eine Faszination für die Ästhetik der schlanken, schönen, jungen Körper verraten, für die Tänze und die expressiven Körperbemalungen. Es ist ein intimer Blick auf Menschen, die damals noch nicht in der Neuzeit angekommen waren. Riefenstahl hat zwischen 1966 und 1977 lange in Afrika gelebt bei den sudanesischen Stämmen, die sie da ablichtet. Forscher machen ihr deshalb auch zum Vorwurf, die Popularität ihrer Fotos sei mit schuld am Niedergang dieser Kulturen.

Die Olympia-Fotos - Bilder von Athleten, teils angelehnt an Posen antiker Statuen, teils aus ungewöhnlichen Perspektiven verherrlicht - sollen, so sagen Fachleute, überwiegend aus den Olympiafilmen stammen, für die Leni Riefenstahl auf viele der besten und kreativsten deutschen Kameraleute dieser Zeit zurückgreifen konnte. Signiert hat die Künstlerin dennoch alle Fotos im hohen Alter von 100 Jahren mit ihrem klar leserlichen Namenszug; denn sie war Inhaberin der Rechte an ihren Filmen.

Der Hang zum inszenierten Körperkult ist denn auch das verbindende Element der beiden Fotothemen der Ausstellung. Ob das faschistoide Menschenbild auch in den Nuba-Fotos durchschimmert, wie Susan Sontag kritisierte, das mag man für weit hergeholt halten. Sicher ist, dass Riefenstahl perfektionierende Foto-Ästhetik die Menschen auf den Fotografien aus ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen und alltäglichen Lebensumständen isoliert. Diese Sichtweise hat künstlerische Strömungen der Nachkriegszeit geprägt und scheint in die heutige Zeit hinein auch in Werbekampagnen auf.

Dass über Leni Riefenstahl, die 2003 im Alter von 101 Jahren starb, heute noch diskutiert wird, ist notwendig und richtig. Denn die Tänzerin, Schauspielerin, Regisseurin und Fotografin war eine der bedeutendsten Propagandistinnen des NS-Kults und seines Führers Adolf Hitler. Ihre Filmbilder transportierten ein hoch ästhetisches Bild der nationalsozialistischen Bewegung in die Köpfe; sie hat mit ihren Teams bis dahin ungeahnte Perspektiven und eine Beeindruckungs- und Überwältigungsästhetik entwickelt, die den Nationalsozialismus ins quasi Religiöse überhöhte. Es waren auch und gerade ihre Filme über Reichsparteitage und Olympia, die Hitlers Verbrecherbande für so viele großartig, einzigartig und als vertrauenswürdige Retter der deutschen Nation erscheinen ließen.

Leni Riefenstahl war, das bestreitet kaum jemand, eine Künstlerin von hohen Graden - aber auch eine, die die Gunst der Stunde nutzte und all ihr Können bedenkenlos in den Dienst der Gewaltherrschaft stellte. Von dort wurde sie finanziert und unterstützt; nach dem Krieg waren zwar Distanzierungen von den Verbrechen des Völkermords und der Kriegstreiberei der Nazis von ihr zu hören.

Wie bei vielen anderen Größen der Zeit sind Äußerungen des Entsetzens, Bedauerns und des Mitleids mit den Opfern jedoch kaum zu finden. Es wäre ein fatales Signal, wollte man die Wirkung Leni Riefenstahls nun ganz entpolitisiert auf das Künstlerische zurechtstutzen.

Es ist der handgeschriebene Name Leni Riefenstahl, der für die potenziellen Käufer der Abzüge zählt, von denen nur 25 pro Motiv angefertigt wurden. Dieser handschriftliche Ausweis der früheren Nähe zum Bösen schürt den Grusel, treibt den Preis (zwischen 3500 und 9000 Euro, je nach Größe und Motiv) und führt die Äußerung der Galeristin ad absurdum, Leni Riefenstahls "politische Umstrittenheit dürfte heute kein Thema mehr sein, das eine Ausstellung ihrer Fotografien überlagert". Riefenstahl ist bestimmt vieles, nur politisch umstritten ist sie sicher nicht. Das politische Engagement der Künstlerin für Hitler war eindeutig und wirkungsmächtig. Es darf weder ausgeblendet noch schöngeredet werden, sondern muss auch heute noch als gefährlicher Irrweg erkennbar bleiben.

Nuba & Olympia Photography Monika-Mohr-Galerie, Mittelweg 45, 20149 Hamburg. 8. Juni bis 31. August (Galerieferien vom 15. Juli bis 13. August) Di-Fr 12-18 Uhr