Die Komödie “Boeing Boeing“ ist in Winterhude leider nur eine Abfolge von Klischees

Hamburg. Ob Balla Balla, Waka Waka oder eben "Boeing, Boeing", irgendwie ist das doch alles eins, nämlich ziemlich neben der Spur. "Boeing, Boeing" ist der Titel eines Erfolgslustspiels von Marc Camoletti aus dem Jahre 1960. Von Autor Michael Kessler gegenwartstauglich getrimmt soll der Stoff trotz sommerlicher Temperaturen Theaterbesucher in die Komödie Winterhuder Fährhaus locken. Empfehlen kann man den Besuch allerdings nur Hartgesottenen, die weder munter gestapelte Klischees noch endlose Flachwitzerei auf die Palme bringt.

Der Plot ist schnell erzählt. Banker Bernhard (überagierend: Axel Stosberg) frönt seiner Beziehungsphobie, indem er sich interkontinental zwei Stewardessen als Verlobte hält. Als bei den Starts und Landungen der Amerikanerin Jacky (Nicola Ransom) und der Österreicherin Andrea (Adisat Semenitsch) der Zeitplan durcheinandergerät, droht der Lügner aufzufliegen. Zumal auch noch eine liebeshungrige Italienerin aus einem Chat auftaucht. Um die kümmert sich zum Glück bald freiwillig Bernhards in Liebesdingen ungelenker Freund Robert (Oliver Dupont).

Die Damenriege überzeugt darstellerisch und watet tapfer durch die Schlüpfrigkeiten und Unebenheiten des Textes, auch wenn Jacky natürlich das überzogen quietschige All American Girl und Andrea die Dirndlträgerin mit Jodeldiplom gibt. Bernhards Mutter (Gabi Gasser) legt trotz - natürlich gnadenlos persifliertem - Esoterikfimmel noch den gesündesten Menschenverstand an den Tag. Bei ihrem Sohn setzt die Selbstreflexion im Stückverlauf nicht nennenswert ein. Dafür bleibt ihm gerechterweise am Ende auch eine "Happy Landing" verwehrt.

Regisseur Marcus Ganser dreht in seiner Inszenierung das Tempo mächtig auf. So sehr, dass so mancher Premierengast in der Pause die Flucht ergreift. Im Sauseschritt wechselt die landestypische Dekoration, inklusive Beflaggung. Doch jede dramaturgische Spitzfindigkeit verschwindet hinter dem Feuerwerk an Macho-Zoten ("Frauen kommen an, werden betankt, und dann fordert der Jetlag seinen Tribut"), stöhnenden Handytönen und Frauen, die bald nur noch Pizzanamen tragen. In dieser Adaption bleibt unverständlich, dass diese tief fliegende Komödie als eine der weltweit erfolgreichsten im Guinnessbuch der Rekorde gelandet ist.

Boeing, Boeing bis 25. Juli, Komödie Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckerstraße 13, Karten unter Tel. 48 06 80 80s