Die Entwicklung der Sprache, Anglizismen und untergegangene Wörter - darum wird sich jetzt gekümmert.

Deutsche Zunge, nun freue dich! Denn die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat angekündigt, sich an der "öffentlichen Sprachdiskussion" künftig zu beteiligen, und zwar indem sie alle zwei Jahre einen "Bericht zur Lage der deutschen Sprache" vorlegt, zusammen mit der "Union der deutschen Sprache der Wissenschaften". Es soll in diesem Bericht um die Entwicklung des Wortschatzes, die Anglizismen, die untergegangenen Wörter und den bürokratischen Nominalstil gehen, und darum kümmern wird sich eine wissenschaftliche Kommission. Na warte, Denglisch! Jetzt geht's dir akademisch an den Kragen!

In derselben Zeitung, in der ich diese frohe Botschaft gelesen habe, stand wenige Tage später ein Interview mit der Professorin für englische Sprachgeschichte Lynda Mugglestone, zum Beispiel darüber, ob sie ein Unbehagen wegen fremder Einflüsse auf ihre Muttersprache empfinde. Sie bestreitet das: "Die Geschichte des Englischen ist eine Geschichte massiven Imports - und der Kreativität ... Man hat das Englische als großen Staubsauger bezeichnet. Generell fürchten wir uns also nicht vor fremden Einflüssen." Eine Sprachakademie haben die Engländer gar nicht.

Am Pembroke College in Oxford, wo Lynda Mugglestone arbeitet, hat im 18. Jahrhundert auch der Shakespeare-Herausgeber Samuel Johnson studiert, den sie mit dem Satz zitiert: "Man kann nicht' die Wege der Sprache mit Wachen versperren'. Sie können es versuchen. Aber es funktioniert nicht." Funktioniert hat, wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen darf, eine deutsche Sängerin mit einem englisch getexteten Lied namens "Satellite" (sprich: Säteleit) bei einem internationalen Schlagerwettbewerb namens Eurovision Song Contest (sprich: Jurowischn Songkontest). Lena Meyer-Landrut hat nicht nur englisch gesungen, sondern in Oslo auch tadellos englisch gesprochen, bis hin zu dem ungläubigen Erstaunen darüber, "that this is real". Versuchen Sie mal, das ohne Schwulst auf Deutsch zu sagen!

Lena ist die Enkeltochter eines Weltmannes: des Botschafters Andreas Meyer-Landrut, zu dessen Auslandsposten Brüssel, Tokio, Brazzaville und dann fünfmal Moskau gehörten, wo er 1987 bis 1989 für den Kontakt zwischen Helmut Kohl und Gorbatschow zu sorgen hatte.

Eine Zeile noch aus "Satellite": "I even painted my toe nails for you." So knapp kann eine Liebeserklärung sein. Auf Englisch.