Der “Tatort“ aus Leipzig hat den Pflegenotstand in Familien und Heimen zum Thema

"Pflege ist Vertrauenssache", lautet der Werbeslogan eines Pflegedienstes in diesem "Tatort" aus Leipzig. Die Brisanz des Themas ist offenkundig, der Notstand bekannt: Vielen Menschen fehlt die Zeit, sich persönlich rund um die Uhr um ihre alt gewordenen Eltern zu kümmern, aber das Geld für ein menschenwürdiges Altenheim haben sie auch nicht. Pflegedienste sorgen für die Kompromisslösung.

Jetzt kommt das Vertrauen ins Spiel. Autorin Heike Rübbert beschreibt in ihrer Geschichte, wohin es führen kann, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird. Als Bösewicht wurde Dirk Borchardt besetzt, mit seinen kantigen Gesichtszügen und dank einer einschlägigen Filmografie ohnehin ein perfekter Verdächtiger. Er spielt Mike Breuker, den Geschäftsführer eines Pflegedienstes. Schon der Firmenname BreuCare 24 deutet die Sorgfalt an, mit der diese Geschichte auch im Detail erzählt wird.

Breuker ist ein richtig schlimmer Finger, und das nicht nur, weil er die Krankenkassen betrügt: Eine seiner Mitarbeiterinnen, die junge Pflegehelferin Anna, gewinnt mit ihrer offenen Art das Vertrauen der alten Leute und bringt sie dazu, Breuker als Universalerben einzusetzen. Als Gegenleistung verspricht er ihnen einen Platz in seinem noch gar nicht existierenden Seniorenheim. Eines Tages wird Anna tot im Waschkeller gefunden, erstochen mit einer Schere. Hat sie Breuker erpresst?

Immer wieder verlassen Autorin Rübbert und Regisseur Johannes Grieser die Krimi-Ebene, um den abstrakten Begriff Pflegenotstand anhand eines konkreten Beispiels mit Leben zu füllen: Familie Holst kommt gerade so über die Runden. Beide Eltern (Johanna Gastdorf, Karl Kranzkowski) arbeiten, Tochter Svenja (Nina Gummich) träumt vom Schüleraustausch in Amerika, muss sich aber nach Annas Tod um ihren Opa kümmern; eine Pflegekraft können sich die Eltern nicht leisten.

Gerade die Szenen mit dem verwirrten alten Herrn Holst (Joachim Tomaschewsky) sind sehr anrührend. Weil sich Hauptkommissar Keppler (Martin Wuttke) seiner annimmt, bieten sich Heike Rübbert diverse Gelegenheiten, um das traurige Schicksal des Mannes zu verdeutlichen.

Grieser inszeniert den Film zunächst mit einer für den Sonntagstermin erstaunlichen Dynamik, doch das legt sich. Übermäßig spannend ist der Krimi zwar nicht, aber dank der Konzentration auf das Thema, einer dichten Erzählweise und Griesers konzentrierter Regie erreicht "Heimwärts" große Intensität. Völliger Fremdkörper ist ein Nebenstrang mit Hauptkommissarin Saalfeld (Simone Thomalla), die sich große Sorgen um ihre Mutter macht. Allerdings macht die Mutter einen viel zu rüstigen Eindruck. Darstellerin Swetlana Schönfeld ist noch keine 60.

"Heimwärts" ARD, 6.6., 20.15 Uhr