Lokale Literaturaktivisten begeisterten bei der langen Kulturnacht der Altonale

Hamburg. Das Altonale-Festival begreift sich ja durchaus als ein Kleinod abseits ausgetretener Kulturpfade. Bei der Eröffnung mit der traditionellen Kulturnacht im Altonaer Museum überzeugte das lokale Programm deutlich stärker als die Beiträge des Partnerlandes Österreich. In die Euphorie des Festivalstarts mischte sich Wehmut über die ungewisse Zukunft des Museums. Dessen Direktor, Torkild Hinrichsen, sprach ohne Mikrofon: "Es ist gut, beizeiten für die stromlosen Zeiten zu üben." Julia Taubinger von der Vereinigung PureAustrianDesign sandte dem womöglich bald kurzatmigen Haus bestürzt "extra viel Bergluft".

Etliche Besucher staunten über die fantasievollen Fischkostüme von Oakleaf Creativity und wichen dem ein oder anderen Fangarm eines Oktopus auf Stelzen aus. Das Hamburger Trio "Il Viaggio" begeisterte mit zauberhaften Jazz- und Klezmer-Klängen. Wer sich allerdings auf den zutiefst anarchischen Rundgang mit den beiden Hamburger Literaturaktivisten Sven Amtsberg und Michael Weins einließ, riskierte derbe lädierte Lachmuskeln.

Das Duo lieferte absurde Bildbeschreibungen, wies das Publikum zurecht ("Der Raum ist zu klein. Bitte das Gesagte nach hinten weiter durchgeben!") und erklärte anhand eines Schildes an einem Kolonialwarenladen ("Bitte nicht länger reden, als unbedingt nötig!") die Wortkargheit aller Nordlichter. Dagegen fiel der österreichische Kurzfilm "Copy Shop" über einen sich permanent selbst vervielfältigenden Mann in seiner spröden Kauzigkeit ab.

Enttäuschend geriet "GD2D + PD3D fresh AIR", die Schau von PureAustrianDesign. Grafik- und Produktdesign aus der Alpenrepublik wurde abfotografiert, als Tafel in Plastikbubbles gesteckt und sollte sich anschließend per 3-D-Brille vor dem Auge des Betrachters wieder entfalten. Der Effekt verpuffte kläglich. Es geht eben nichts über echte Museumsobjekte.

Altonale bis 20. Juni, Infos unter www.altonale.de