Hannover. Christoph Schlingensief, Regisseur und Enfant terrible des deutschsprachigen Theaters, glaubt "auch ohne Horst Köhler oder andere deutsche Politiker" an den Erfolg seines Operndorf-Projektes im afrikanischen Burkina Faso. Der zurückgetretene Bundespräsident hatte das Projekt ursprünglich am 9. Juni besuchen wollen.

Es sei ein Irrglaube, meinte Schlingensief, dass das Operndorf erst gesegnet sei, wenn ein deutscher Politiker oder der Papst den Segen dazu geben würde. "Ganz im Gegenteil, es läuft alles super", sagte er gestern in Hannover. In der Nähe der Hauptstadt Burkina Fasos entstehen derzeit Werkstätten, Veranstaltungs- und Schulräume für Musik- und Filmunterricht sowie Theateraufführungen und medizinische Einrichtungen. Der 49-Jährige versteht es als eine seine Inszenierungen "begleitende Forschungsarbeit", die den Versuch unternimmt, "Schritt für Schritt zu begreifen, warum wir ständig dem afrikanischen Kontinent helfen wollen, obwohl wir uns selber schon lange nicht mehr helfen können".