Heute werden die ersten Hamburger Fotobuchtage im Haus der Photographie eröffnet

Hamburg. Ausstellungen sind vergänglich. Sind sie erst einmal abgebaut, hat der Betrachter keine Chance mehr, sich noch einmal vor ein Bild zu stellen und sich in es zu versenken. Mit nach Hause nehmen kann er die Exponate ebenfalls nicht, weil sie in der Regel zu teuer für ein normales Portemonnaie sind. Doch es gibt den Ausstellungskatalog und das Fotobuch. Diese hochwertigen Fotografie-Bücher erzählen die Geschichte einer ganzen Ausstellung und die hinter jedem Bild. In kompakter Form gelangt die Ausstellung so ins eigene Wohnzimmer.

Seit den 90er-Jahren boomt dieser Fotobuchmarkt, in jedem Jahrzehnt hat sich die Titelproduktion verdoppelt. "Wir wollten auf diesen Trend reagieren und in Hamburg etwas Neues etablieren. Deshalb soll es ein jährliches Festival zum Thema Fotobuch geben", sagt die Kunsthistorikerin Jasmin Seck. Ein Jahr lang hat sie zusammen mit dem Kulturmanager Oliver Lähndorf diese Idee vorangetrieben. Heute um 13 Uhr werden die ersten Hamburger Fotobuchtage und die Fotobuchmesse im Haus der Photographie eröffnet.

Die beiden Organisatoren waren überrascht von der immensen Nachfrage. 14 Verlage werden an diesem Wochenende ihre Bücher ausstellen, mehr passen in die Südliche Deichtorhalle nicht hinein, weiteren Interessenten mussten Seck und Lähndorf absagen. "Ursprünglich ging es uns auch darum, den Fokus auf die vor einem Jahr eröffnete Präsenzbibliothek im Haus der Photographie zu richten", sagt Jasmin Seck. 13 000 Fotobände sind hier archiviert, 8000 davon stammen aus der Sammlung von F.C. Gundlach, viele sind längst vergriffen und von großem Wert.

Der sonst so aufgeräumte Ort hat kurz vor dem Beginn der Buchtage etwas von einem Magazin. Neue Stühle und Kartons mit Büchern stapeln sich, großformatige Bilder werden hier zwischengelagert, bevor sie im Ausstellungsbereich aufgehängt werden.

Auch renommierte Fotografen und Fotokünstler kommen nach Hamburg, um Vorträge zu halten oder Bücher zu signieren. So reist etwa der italienische Kriegsfotograf Paolo Pellegrin an, um sein Buch "As I Was Dying" vorzustellen (Sonntag, 16 Uhr), Rob Hornstra zeigt in "101 Billionaires" seinen Blick auf die Schere zwischen Arm und Reich in Russland (Sonnabend, 15 Uhr), Esther Haase in "Rock 'n' Old" ungewöhnliche Bilder zum Thema "Alter und Erotik".

Das Haus der Photographie wird drei Tage lang zum Marktplatz für Fotografen, Verleger, Sammler und Interessierte. 300 Nachwuchsfotografen haben sich mit ihren Entwürfen für ein Fotobuch um den getPublished Award beworben. Eine Jury hat die zehn besten ausgewählt, das Publikum entscheidet, welcher Entwurf den Award bekommt und als Fotobuch realisiert wird.

Für junge Fotografen ist das ein überaus attraktiver Preis. Oliver Lähndorf unterstreicht die Wichtigkeit: "Ein Fotobuch ist heute oft der Türöffner, um in einer Galerie ausgestellt zu werden."

Fotobuchtage und Fotobuchmesse Eröffnung heute, 13 Uhr, bis 6.6., Haus der Photographie, Deichtorstraße 1-2. Eintritt für das ganze Wochenende: 18 Euro. Alle Infos: www.fotobuch-tage.de