Freunde der Kunsthalle demonstrierten bei Ausstellungseröffnung

Hamburg. Eine solche Ausstellungspremiere hat Hamburg noch nicht erlebt: Während es eigentlich darum ging, im Hubertus-Wald-Forum die Ausstellung "Segeln, was das Zeug hält - Niederländische Gemälde des Goldenen Zeitalters" festlich zu eröffnen, braute sich gestern Abend rings um Hamburgs größtes Museum Protest zusammen. Schon am Dienstag hatten die "Freunde der Kunsthalle" unter dem Motto "Flagge zeigen! Kunst ist kein Luxus" dazu aufgerufen, gegen die Sparmaßnahmen, die die Kulturbehörde der Kunsthalle vorordnet, zu demonstrieren und eine Menschenkette um das Museum zu bilden.

Bereits am Vormittag hatte Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner bei der Ausstellungsvorbesichtigung klargemacht, dass es - entgegen anderslautender Meldungen - doch zu Teilschließungen in der Galerie der Gegenwart kommen wird. So bleiben, sagte Gaßner, das erste und zweite Obergeschoss vermutlich bis Oktober oder Anfang November dicht, weil in dieser Zeit die Schäden an den inzwischen zu beträchtlicher Bekanntheit gelangten Brandschutzklappen behoben werden müssen. Obwohl es sich also einerseits um eine Sicherheitsmaßnahme handelt, ist es andererseits Teil des Sparkonzepts: 100 000 Euro sollen durch die Teilschließung eingespart werden. Weitere 50 000 Euro steuert die Kunsthalle aus den zusätzlichen Einnahmen der "Pop life"-Ausstellung bei, komplettiert wird diese Patchwork-Lösung durch Einsparungen im Werbeetat und bei der Ausstellungsgestaltung.

Angesichts solcher Aussichten war die Stimmung unter den Freunden der Kunsthalle, die schon seit dem frühen Abend in großer Zahl zum Museum gekommen sind, angespannt. Die wunderschöne Niederländer-Ausstellung, mit der sich die Alte-Meister-Kuratorin Martina Sitt, die als Kunstgeschichtsprofessorin nach Kassel wechselt, vom Hamburger Publikum verabschiedet, spielte erst einmal eine Nebenrolle. Auch nach langen Reden stand eigentlich niemandem der Sinn. Sie wurden trotzdem gehalten, und Kultursenatorin Karin von Welck, die tapfer, aber mit wenig Überzeugungskraft ihren Spar-Standpunkt verteidigte, war sicher nicht der Liebling des Abends. Schließlich betrat Ekkehard Nümann, der Vorstandsvorsitzende der Freunde der Kunsthalle, das Podium und ging mit der Museumspolitik des Senats hart ins Gericht. "Es geht darum, das kulturelle Erbe dieser Stadt zu schützen. Jetzt ist es gefährdet, deshalb zeigen wir Flagge", sagte Nümann, der dazu aufforderte, die Kunsthalle "liebevoll zu umarmen". Kurz darauf bildeten etwas 500 Museumsfreunde eine Menschenkette, die - zwar mit einigen Lücken - das Museumsterrain umschloss.