Die umstrittene Versteigerung fand trotz des Protests der Sammlerwitwe in Köln statt

Köln. Der Herr am Stehtisch ist ein bisschen enttäuscht. Er war am Dienstag mit dem Vorsatz in das Kölner Kunsthaus Lempertz gekommen, Werke von Emil Schumacher zu ersteigern. Doch war er nicht der Einzige. Viele Sammler standen bereits um 10 Uhr in den hellen Räumen des Kunsthauses, um sich das eine oder andere Werk aus der umfangreichen und marktfrischen Sammlung Carl Vogel zu sichern. Von den dubiosen Umständen, unter denen die Sammlung überhaupt erst in die Versteigerung geriet (das Abendblatt berichtete) und über die sich die Witwe des Sammlers mit den neuen Besitzern der Kunstwerke noch immer auseinandersetzt, hatten die wenigsten gehört.

Stattdessen schossen die Preise für Arbeiten von Künstlerstars wie Polke, Schumacher, Richter, Baselitz oder Beuys schnell in die Höhe, ein Holzschlitten von Joseph Beuys etwa wechselte am Nachmittag für 220 000 Euro den Besitzer. Einige Bieter mussten den Heimweg mit leeren Händen antreten, sie trösteten sich mit Erdbeershake und Häppchen am Buffet.

Wer erwartet hatte, dass sich Protestler einfinden würden, um die Versteigerung der Sammlung zu verhindern, wurde enttäuscht. Alles sei wie immer abgelaufen, sagten Mitarbeiter des Hauses. Auffallend sei nur gewesen, wie viel Interesse die Sammlung Vogel erweckt hätte. Sie entpuppte sich für das Traditionshaus am Kölner Neumarkt als veritabler Gewinn.

Dabei laufen über die Umstände der Schenkung der Sammlung an eine Hamburger Stiftungsförderungs-GmbH noch juristische Auseinandersetzungen. Derzeit wird vor allem über die Geschäftsfähigkeit von Carin Vogel im Mai 2006, zum Zeitpunkt der Schenkung, gestritten. Ihre Betreuerin und deren Anwältin halten Carin Vogel aufgrund gesundheitlicher Probleme für schon damals nicht geschäftsfähig und streben an, die Schenkung deshalb für nichtig erklären zu lassen. Das sehen die Stiftungsförderungs-GmbH und die Auktionshäuser Lempertz sowie Venator & Hanstein naturgemäß anders.

Henrik Hanstein, Chef des Kunsthauses Lempertz, scheint die Debatte um die Versteigerung der Sammlung wenig zu interessieren. Auf welches Konto er den Erlös der Auktion überweisen würde, verriet er nicht.

Klar ist jedoch: Die gemeinnützige Stiftungs-GmbH ist am Erlös beteiligt, hat allerdings den zum Verkauf stehenden Teil der Sammlung Vogel bereits Ende 2009 an die kurz zuvor gegründete Hamburger Firma "IGB Kunst GmbH" zwischenverkauft.

Der endgültige Versteigerungserlös wird wohl heute feststehen. Angenommen worden war vorab ein Erlös von rund drei Millionen Euro, aufgerufen waren die 800 Werke für etwa 1,7 Millionen.