Eine Frau wie sie gehört unter Artenschutz gestellt. Lisa Politt , 53, ist die letzte überzeugte rothaarige Altlinke, die noch politisches Kabarett macht. Damit befindet sie sich, bis auf die Haare, in ähnlicher Lage wie der Quastenflosser. Aber sie glaubt daran, dass Kabarett eben mehr bewirkt: "Die Comedy hat dem Kabarett die Form geklaut, aber das Hirn liegen lassen."

Den Hamburgern ist sie vor allem als Frauchen des Duos Herrchens Frauchen bekannt, das sie 1984 zusammen mit ihrem Lebenspartner Gunther Schmidt gründete. Lieben gelernt hatten sie sich im Hamburger "Tuntenchor". In der Schwulenszene war man pikiert. Half aber nichts. Herrchens Frauchen spielten sich nachhaltig in die Gehörgänge, etwa mit dem legendären Song "Sperma ist eeekelhaft!". Bei günstigen Windverhältnissen hört man ihre Stimme noch in Neumünster.

Politt, seit 2003 Chefin des Polittbüros am Steindamm, ist die erste Frau, die den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis gewann. In ihrem neuen Stück nimmt sie sich nun die Elbphilharmonie zur Brust, die allmählich zu Hamburgs Neurose wird und für sie ein "Sinnbild der Gesellschaft" ist: "Statt die Grenzen des Wachstums zu akzeptieren, wird immer mehr Energie hineingepumpt, bis die Blase platzt."

Politt schreibt, inszeniert, tourt, für sich selbst hat die bodenständige Macherin wenig Zeit. "2009 haben wir mal Urlaub gemacht." Sport? "Nö. Unser Sport ist das Theaterputzen."