Im Frühling bricht die Liebe am liebsten aus. Dann gehen alle heiraten, zumindest 24 Prozent der Ehegelüstigen. Das macht per Statistik in Hamburg 81,87 Trauungen pro Tag, und Kohorten von JunggesellInnen auf dem Kiez, die sich beim Karaoke ("I'm hopelessly devoted to yuhuu") in der Thai-Oase stapeln. Keine gute Zeit, um neue Teller zu kaufen.

Und nicht die beste Zeit für unfreiwillig Alleinlebende, die zu einer Hochzeit geladen sind. All das Glück! All die Sissy-Kleider! Die entzückenden kleinen Mädchen, die mit hochroten Wangen Rosen streuen! All die hinterlistigen Erbtanten, die auf der Suche nach Kuppelopfern am Katzentisch der Singles vorbeitrippeln: "Ich stell Ihnen jetzt mal den Bruder des Trauzeugen vor, wir nennen ihn unseren Ladenhüter, aber er ist ein ganz Lieber." Und dann noch die Brautstraußattacken ...

Aber kneifen gildet nicht. Das Brautpaar verdient den pfleglichen Gast: Es musste sich abstruse Kleidung zulegen, die Sitzordnung und das Essen verhandeln ("Die Yvonne, die ist Veganerin und die Ex vom Peter ... und Oma Hilde will ich nicht am Tisch!" - "Aber Sie bezahlt das vegane Catering, Schatz"), sich über den Ehevertrag streiten ("Du denkst an Scheidung? Du bist so, so ... unromantisch!"), über die Farben der Marzipanröschen auf der Torte auch, diäten (sie), zum Friseur (er). Alles nur, um sich zu sagen: "Ich werde dich lieben, solange ich kann, am liebsten für immer."

Ja, sie wird dem Single zwischendurch das Herz zerreißen, die böse bohrende Frage: Warum sie? Warum nicht ich?

Weil wir Menschen Reisende sind. Alle. Immer. Und niemand weiß, was der Juni bringt; vielleicht ein Gesicht, das alles bejaht, was die Jahre verneint haben?

Unverfroren aufgetaut Konzert-Theater mit Carolin Fortenbacher, Mo 3.5., 20.00 (Einlass 18.30), Fliegende Bauten, (U St. Pauli), Glacischaussee 4, Tickets zu 26,50 bis 38,- unter T. 39 88 14 22 und www.fliegende-bauten.de