Hamburg. Vielleicht lag es am Wein, den die Londoner Band Tunng bei ihrem Konzert am Montag im Knust mit auf die Bühne gebracht hatte. Das Getränk bestimmte den Ton der ersten Lieder. Die Klänge des Sextetts um Frontmann Mike Lindsay waren sinnlich. Auch virtuos. Doch es blieb ein gediegener, fast schwerer Auftakt. Erst als die Band zum Bier wechselte, kehrte die Leichtigkeit auf der Bühne ein.

Das Experiment aus althippiesker Folklore und elektronischem Akademiker-Pop erreichte dann schnell Betriebstemperatur. Und es klang dabei nicht überhitzt, sondern charmant. Die Lieder waren nicht verklebt mit einem psychedelischen Klangbrei.

Tunng hat System - und das bringt eine wunderbare Harmonie in ihre Musik. 2003 gegründet, tourt die Gruppe mit ihrem vierten Album, "And Than We Saw Land", noch bis September durch Europa.

Ihre Musik war immer dann gut, wenn die Pickings der Gitarren und die Chöre eingeholt wurden von Elektro-Beats und Synthesizer-Sounds. Wenn die Klänge von Xylofon und Banjo langsam hinter digitalen Rhythmen verstummten. "Folktronic(a)" kann man das auch nennen. Und wenn sie Gas gab, beherrschte Tunng die Kunst dieser unüblichen Synthese so gut, dass das Publikum nach etwas müdem Start noch zwei Zugaben forderte.