Hätten wir in Beethovens Nachlass statt des Hörrohrs sein Handy gefunden, wäre eine zentrale Frage aus dem Liebesleben des Komponisten wohl längst gelöst: Wem haben wir den Namen des Ohrwurms zu verdanken, der heute 200 Jahre alt wird?

"Für Elise am 27 April zur Erinnerung von L. v. Bthvn" soll über den autografen Noten gestanden haben, die der Musikwissenschaftler Ludwig Nohl 1865 in München entdeckte und abschrieb. Seither sind sie verschollen und nie wieder aufgetaucht. Seither rätselt die Musikwelt: Wer war Elise?

Musikwissenschaftler vermuten: nur ein Schreibfehler des Kopisten. Das Stück ist auf 1810 datierbar, und 1810 versuchte Beethoven gerade (damals war er 40), die 18 Jahre alte Therese Malfatti als Ehefrau zu gewinnen, in deren Besitz sich die Notenhandschrift lange befand. Was ihm nichts half - sie heiratete einen seiner Freunde. War Elise also Therese? Oder Elisabeth - die junge Sängerin Elisabeth Röckel, die ebenfalls zum Wiener Freundeskreis des Komponisten gehörte, mit der er sich bestens verstand, die aber auch einen anderen heiratete? Genaues weiß keiner. Heute würde man Beethovens Handy untersuchen: Zu wem gehört der "Elise"-Klingelton?

E-dis-e-dis-e-h-d-c-a - damit beginnen drei Minuten und ein paar Sekunden Musik, die jeder Klavierschüler liebt. Ein kleiner Ohrwurm in a-Moll, dessen Anfang gut in der Hand liegt und bei dem man nur selten bis zu den unfallgefährdeten 32stel-Läufen weiter hinten kommt, weil Eltern, Onkel und Tanten immer vorher gerührt klatschen - "jetzt spielt er Beethoven ..."

Lob merkt sich jeder, und so schaffte es "Elise" ins nervige Weltkulturerbe der viel zu oft gespielten Stücke. Es gibt sie klassisch, verjazzt und verpoppt, als Warteschleife in Telefonanlagen, gern auch als Spieluhrwalze "Made in China". Und als Klingelton, wobei sich immer gleich drei, vier Elisen umdrehen, wenn er durch den Raum piept. Reich hätte er damit werden können, der Beethoven, steinreich. Zu dumm, dass er kein Handy hatte.