Fettes Brot, Collins & Collins, DJ Mad, Gloria Scott, Eddie Piller und viele weitere Soul-Enthusiasten feierten am Weißenhäuser Strand.

Oldenburg. Wabernde Bässe, sirrende Gitarren, Lichterzauber, gespiegelt an der Discokugel: "Play that funky music, white boy", rufen Dokter Renz, König Boris und Björn Beton von Fettes Brot am Ende von "Nordish By Nature" im Geiste von Wild Cherry. Hunderte Arme wedeln mit dem Beat, ein Michael-Jackson-Doppelgänger dreht im Publikum zum Schlussakkord eine letzte Pirouette. Ein ganz normaler Festivalauftritt? "Jein." Denn wir sind beim "Baltic Soul Weekender", einem der ungewöhnlichsten deutschen Pop-Festivals. 3000 Hamburger, Holsteiner und internationale Besucher feierten am Wochenende im ausverkauften Feriendorf am Weißenhäuser Ostseestrand.

Seit 2007 schlägt das vom Hamburger Veranstalter, DJ und Radiomoderator Daniel "Dan D." Dombrowe initiierte Indoor-Festival den Bogen von den Anfängen der Soul-Historie in den 60er-Jahren bis zu aktuellen Klubsounds. Fettes Brot, DJ Mad, Eddie Piller, Mousse T., Smudo, Hans Nieswandt und Soul II Soul trafen dieses Jahr wieder auf Künstler, deren Platten Klub-Lieblinge wie DJ Friction oder Crout wie Schätze in ihren Sammlungen hüten. Dabei gehörten die ehemalige Ikettes-Sängerin Gloria Scott und Ann Sexton, die beide nach drei Jahrzehnten Bühnenabstinenz mittlerweile zu regelmäßigen Weekender-Gästen geworden sind, mit ihren mächtigen Stimmen zu den Höhepunkten. Ihre männlichen Veteranen-Kollegen The Real Thing und Keni Burke sind im Vergleich mit den großen alten Damen schon etwas aus der Puste gekommen.

Der denkwürdigste Moment neben Fettes Brot und ihren funky arrangierten Hits "Emanuela", "The Grosser" und "Jein" war aber der Auftritt der US-Geschwister Tonee und Bill Collins: Die hatten zwar 1980 als "Collins & Collins" die Hit-Single "Top Of The Stairs" heute ein begehrtes Sammlerstück unter Modern-Soul-Kennern, aufgenommen, sind aber noch nie zusammen live aufgetreten. Mit dem Baltic Soul Orchestra begeisterten sie am Sonnabend mit immer noch frivol-charmantem Timbre, sattem Groove und purer Leidenschaft für "more love, more soul". Hoffentlich war das nicht das angekündigte erste und letzte Konzert von Collins & Collins - der nächste Baltic Soul Weekender geht vom 15. bis zum 17. April 2011 an den Strand.