Die Messe “Jazzahead“ zeigte, wie gut deutscher Jazz sein kann

Bremen. Zur Not hätten sie ihn im Privatjet eingeflogen. In der heißen Phase der Vorbereitungen für die Messe "Jazzahead" in Bremen verdunkelte die Vulkanaschenschimäre den Himmel, ein paar für den Eröffnungsabend engagierte Bands aus Übersee mussten deshalb zu Hause bleiben. Aber ihren Preisträger John McLaughlin hätten die Organisatoren auf jeden Fall nach Bremen gebracht. Der Gitarrist schaffte es dann auch mit Linie, nahm am Freitagabend im ausverkauften Musicaltheater den Skoda-Jazz-Award entgegen - und gab das Preisgeld von 15 000 Euro mit einer noblen Geste gleich weiter an einen Verein, der Kindern in Palästina das Musikmachen ermöglicht.

Wie weit der Hochleistungsfusionsjazz, den McLaughlin anschließend mit seiner Band The 4th Dimension in den Saal donnerte, sein Haltbarkeitsdatum überschritten hat, zeigte ausgerechnet das "German Jazz Meeting". An zwei Messetagen bekamen zwölf Bands Gelegenheit, in 20-minütigen Kurzauftritten die aus ganz Europa angereisten Konzert- und Festivalveranstalter und lokale Hörlustige von ihrer Qualität zu überzeugen. Die war in diesem Jahrgang durchgehend so hoch, dass man sich wiederholt verwundert die Augen rieb, weil das Bild vom Frühlingsmärchen des Jazz von der Netzhaut gar nicht mehr verschwinden wollte. Die Zeiten des deutschen Rumpeljazz und der swingfreien Teutonen-Grooves sind absolut vorbei. Bands wie das Julia Hülsmann Trio, Das Kapital, Henning Sieverts Symmetry und vor allem das epochale, auf Flügel und Cembalo im Handumdrehen Trancezustände herbeispielende Duo Wollny/Halperin zeigten eine Klasse, an die man sich hierzulande erst noch gewöhnen muss.

Eine der Messe-Standflächen auf der "Jazzahead" - 276 Aussteller, davon 189 aus dem Ausland - hatte ein Konkurrenzunternehmen aus Berlin gemietet, um für seine im September anstehende Premiere zu werben: die Jazzkomm. Wer dem Rivalen Gelegenheit zur Selbstdarstellung bietet, zeigt, dass er ihn nicht fürchtet. Warum auch: Der weltweit wichtigste Branchentreff für die Plattenfirmen und Jazz-Veranstalter bleibt die Midem in Cannes. Dort werden die Geschäfte gemacht. Bremen lockt die europäischen Jazzberufler mit einer Jahr für Jahr entspannter werdenden Atmosphäre, in der auch gut verhandeln ist. Gegen so viel Herz und so viel gute Musik wird sich die Popkomm-Tochter Jazzkomm richtig was einfallen lassen müssen.