Hamburg. - Das Deckblatt des Programmhefts liest sich wie für ein Festival in England oder Amerika, dabei findet es nach wie vor auf dem platten holsteinischen Land statt: "twenty years with friends" lautet das Motto der JazzBaltica 2010. Nils Landgren und Michael Wollny teilen sich Ehrentitel und -aufgaben als "artists in residence".

Das aus den Vorjahren gewohnte Star-Aufgebot von Pat Metheny über Wayne Shorter bis zu Ornette Coleman weicht einem deutlich abgespeckten Programm mit überwiegend bekannten Gesichtern. Salzau-Premiere feiern die Sängerinnen Kate McGarry und Céu. Charles Lloyd, der schon bei der JazzBaltica-Premiere 1991 dabei war, kehrt mit seinem New Quartet zurück.

Die Geburtstagsausgabe des Salzauer Jazzwochenendes vom 2. bis 4. Juli, dessen Strahlkraft dank zahlreicher Fernsehübertragungen in der Vergangenheit weit über die Landes- und Bundesgrenzen hinausreicht, steht in zweifacher Hinsicht unter einem dunklen Stern. Im vergangenen November verlor der künstlerische Leiter Rainer Haarmann seine Frau. Ist der Abdruck eines Fotos des Paares im Programmheft ein statthafter Umgang mit diesem privaten Schicksalsschlag?

Vor allem jedoch politisch ist JazzBaltica in schwerer Not. Unterstützte das Land Schleswig-Holstein vor acht Jahren das Festival noch mit 240 000 Euro, sind es nach drastischen Kürzungen vor einigen Jahren jetzt noch mal 20 000 Euro weniger - nachdem das Programm bereits in trockenen Tüchern war. 147 000 Euro sind immer noch viel Geld; doch durch die unter ein Drittel am Gesamtetat gesunkene öffentliche Förderung hat das Festival jetzt seine Befreiung von der Ausländersteuer verspielt. Nun darf das Finanzamt etwa 50 000 Euro des Etats kassieren.

Burkhard Stein, Verwaltungsdirektor des Schleswig-Holstein Musik Festivals, das die JazzBaltica vor acht Jahren unter seine Fittiche nahm, sagte gestern in Kiel: "Wenn die Kulturausgaben wie angekündigt in den nächsten beiden Jahren jeweils um weitere 15 Prozent gekürzt würden, muss das SHMF darüber nachdenken, die JazzBaltica an das Land zurückzugeben." Besuchen Sie also das Festival, solange es noch steht.

Programm: www.jazzbaltica.de , Karten ab 3. Mai