Regisseur Ralf Huettner hält in “vincent will meer“ wunderbar die Balance zwischen ruhigen und urkomischen Momenten.

Hast du grad 'Fotze' zu mir gesagt?" - "Das war sein Tourette, du Idiot!" - "Nein, das hab ich schon so gemeint." Es sind knappe Dialoge wie dieser, die dazu beitragen, das von Hauptdarsteller Florian David Fitz geschriebene Roadmovie "vincent will meer" weit aus dem deutschen Komödiensumpf emporzuheben.

Während ein Til Schweiger ("Zweiohrküken") auf überraschungsfreie Schenkelklopfer-Gags setzt und ein Bully Herbig ("Der Schuh des Manitu") konsequent auf Infantilitätskurs bleibt, erzählen Fitz und Regisseur Ralf Huettner ("Dr. Psycho") ihre Geschichte erfrischend unorthodox und mit viel Lakonie.

Dass die drei zentralen Charaktere allesamt unter psychischen Behinderungen leiden, sorgt zwar immer wieder für Situationskomik, wird aber nie überstrapaziert. Weiß Gott keine Selbstverständlichkeit und Indiz für die inhaltliche Stärke eines Films, der ganz wunderbar die Balance zwischen ruhigen und urkomischen Momenten hält.

Dabei geht es schon einigermaßen spektakulär los: Bei der Beerdigung seiner Mutter tickt Vincent (Florian David Fitz) mal wieder völlig aus, verzieht das Gesicht zur Grimasse und verliert sich in obszönen Beschimpfungen. Seinem Vater (Heino Ferch) reicht es nun endgültig, er bringt den 27-Jährigen in ein Heim, wo sein Tourette-Syndrom (krampfhaftes Zucken, herauszischende, ordinäre Worte und Laute) behandelt werden soll.

Hier trifft Vincent auf die magersüchtige Marie (Karoline Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer). Während Alexander, der am liebsten ganz in Ruhe Zinnsoldaten bemalt und Bach-Konzerte hört, sich von seinem neuen Zimmernachbarn extrem gestört fühlt, funkt es zwischen Vincent und Marie sofort.

Da fällt es ihr nicht schwer, ihn zu einer Spritztour nach Italien, ans Meer, zu überreden, bei der unerwartet auch Alexander mit von der Partie ist. Doch während Vincent davon träumt, den Ort aufzusuchen, an dem seine Eltern einst glücklich waren, soll es für Marie die letzte Reise sein ...

++++- vincent will meer Deutschland 2010, 95 Minuten, ab 6 Jahren, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Johannes Allmayer, Heino Ferch, Katharina Müller-Elmau, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Koralle-Kino; www.vincent.film.de