Das Team der beiden öffentlich-rechtlichen Sender umfasst 550 Mitarbeiter - Bela Réthy kommentiert im ZDF das Finale.

Hamburg. So viel Gemeinsamkeit - ach was, Liebe - war noch nie. Ja, Liebe, denn wenn der ARD-Programmdirektor öffentlich über das ZDF redet, spricht er über das größte und edelste aller Gefühle. "Die Liebe der ARD zum ZDF", deklamierte Volker Herres, "ist gewaltig und personenunabhängig." Er trug dabei einen Schlips in genau dem Orangeton, der die Schmuckfarbe des Zweiten ist.

Seine "ZDF-Solidaritätskrawatte", wie er sie nannte, hatte Herres zuletzt bei einem gemeinsamen Auftritt bei dem ehemaligen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender umgebunden. Nun stand er neben dessen Nachfolger Peter Frey im Hotel Grand Elysée, um das gemeinsame Programm beider Sender zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika vorzustellen. Aber Herres' Liebe zum Zweiten ist ja personenunabhängig.

Kuscheln am Kap: Ist so viel Zuneigung Voraussetzung, um bei der WM zu kooperieren? Offenbar schon, zumal die Zusammenarbeit zwischen ARD und ZDF diesmal noch enger sein wird als bei vorangegangenen Großereignissen. Die Sender teilen sich ein Studio, elf Kamerateams und diverse Ü-Wagen. Das Erste lässt "Waldis WM Club" im heimischen München. Und das ZDF verzichtet auf sein Freilichtstudio, das es zuletzt bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz auf der Bregenzer Seebühne errichtete. In Südafrika herrscht aber während der WM Winter. Zudem gilt die Sicherheitslage als prekär. Man rückt zusammen: Insgesamt wird das ARD-ZDF-Team 550 Mitarbeiter zählen. Das sind weniger als bei der WM 2006.

Dennoch werden beide Sender unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Im Ersten dürfte das Turnier ganz im Zeichen von Günter Netzer und Gerhard Delling stehen, die in Südafrika zum letzten Mal gemeinsam auftreten. Der Presse präsentierte man einen Film mit dem Titel "Grand Finale in Südafrika", womit nicht das WM-Endspiel, das ohnehin im ZDF läuft und von Bela Réthy kommentiert wird, sondern die Abschiedstour des Moderatorenduos gemeint war. Er hoffe, dass beide sich zum Schluss in die Arme fallen, sagte Herres. Damit könne er nicht dienen, knurrte Netzer. Er empfinde angesichts des Abschieds "nur Freude".

Für das Zweite versuchte Katrin Müller-Hohenstein den emotionalen Ausnahmezustand der ARD-Kollegen mit der Bemerkung zu kontern, zwischen ihr und Co-Moderator Oliver Kahn knistere es. Ansonsten setzt man im Zweiten eher auf Seriosität: "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka berichtet vom Kap über Land und Leute, für die ARD übernimmt diese Aufgabe die als Journalistin eher unbekannte Schwimmerin Franziska van Almsick. Als Südafrika-Expertin hat das ZDF die einheimische TV-Moderatorin Jo-Ann Strauss gewonnen. Im Ersten übernimmt diesen Part RTL-Hupfdohle ("Let's Dance") Motsi Mabuse. Zum Schluss gab es vom Ersten noch einen Reiseführer als Präsent für Müller-Hohenstein. Sie stand mit leeren Händen da. Sollte die Liebe der ARD zum ZDF etwa einseitig sein?