Hamburg. - Ein Laufsteg, zwei riesige Bildschirme, drei Wanderer in der Vergangenheit. Klingt einfach, wird aber kompliziert, wenn die Betrachter mit Bild-, Schrift- und Soundschnipseln, die aus den Jahren 1980 und 1981 stammen, förmlich bombardiert werden. Während Journalist Georg Diez, zusammen mit Künstler Christopher Roth , Schöpfer des Medienprojekts "80*81", aus Deleuzes oder DeLillos Schriften liest, laufen TV- und Filmausschnitte. Diez, die Schauspieler Pheline Roggan und Chris Petit stolzieren dabei pseudo-schlafwandelnd über den Laufsteg, an dem die reizüberfluteten Zuschauer an diesem geschichtsseligen Abend auf Kampnagel aufgereiht sind. Ganze anderthalb Stunden lang, weil Diez und Roth, wie letzterer in einer knappen Vorrede kundtut, davon überzeugt sind, dass Anfang der Achtzigerjahre ein Paradigmenwechsel stattgefunden habe.

Wo der denn liegen soll, wird freilich nicht klar. Und so wäre es nicht verwunderlich, wenn die Essenz des Projekts - neben der von Roth angekündigten Opernaufführung in München - in einer filmischen Abbildung der auf den Sitzplätzen tuschelnden, dösenden, vor allem aber die Köpfe verrenkenden Zuschauer wäre. Die verfolgen am Anfang noch interessiert, später gelangweilt den im Shuffle-Modus bewerkstelligten Filmabend. Sie sehen: Ausschnitte aus "Raging Bull", MTV-Videos (Grace Kelly!) sowie deutschen, französischen und amerikanischen Nachrichten- und Gesprächssendungen (Reagan, Schmidt, Lennon, Walesa, Warhol etc. pp.). Volle Dröhnung! Aber immerhin ein eigenwilliger Assoziationsraum, der sich vor dem Rezipienten öffnet. Ein Doppeljahr wird besichtigt, Wiederholungen ausdrücklich erlaubt. Dabei scheint die Kombinationswut der Zapper auf dem Laufsteg dann erfolgreich, wenn Gelesenes und Geglotztes thematisch übereinstimmen.

Was soll uns das sagen? Etwas über die Kontingenz von Geschichte? Und: Wo war die angekündigte Helene Hegemann? Die trotz gegenteiliger Behauptungen talentierte Skandalnudel des Literaturbetriebs kennt sich gut aus mit Sampling. Sie fehlte trotzdem. Angeblich, weil sie keine Mitfahrgelegenheit fand. Oder so. Man wurde den Eindruck nicht los, dass der müde Beifall nach "80*81" auch dem Umstand geschuldet war, dass viele nur wegen La Hegemann da waren. Ob sie vom immerhin nicht ganz spaßbefreiten Auftritt der, laut Ankündigung, als "Schaum, Zizek, Scheiße und Sottsass-Vase" kostümierten Models entschädigt wurden? Eher nicht.