Gekonnter Hillbilly-Country aus London: Für Mumford & Sons und Support Johnny Flynn war das ausverkaufte Docks schon zu klein.

Hamburg. Eigentlich sind sie auf der falschen Seite des Atlantiks geboren. Denn Mumford & Sons stammen aus West-London, spielen aber vom amerikanischen Hillbilly und Country beeinflusste Folkmusik - auch auf dem Banjo. Das ist so ziemlich das am wenigsten hippe Instrument der Popmusik, aber den Fans des Quartetts ist das egal. Und die werden immer mehr. Im vergangenen Herbst spielten Mumford & Sons im ausverkauften Molotow, nur sechs Monate später machen sie das Docks so voll wie eine Sardinenbüchse, ihr nächster Auftritt wird wohl schon in der O2 -World über die Bühne gehen.

In dem 1500 Zuschauer fassenden Klub am Spielbudenplatz zeigt die Band um den Sänger und Gitarristen Marcus Mumford, warum sie gerade die angesagteste junge Band aus dem Vereinigten Königreich ist. Mit ihrem vierstimmigen Harmoniegesang öffnen die Musiker jedes Herz, egal ab 15 oder 55 Jahre alt. Sie sind wild und zärtlich gleichermaßen, sie sind ungekünstelt und direkt, der Gegenentwurf zu einem Pop-Phänomen wie Lady Gaga. In jeder Sekunde spürt man die Leidenschaft und das Herzblut, mit dem die vier auf der Bühne zu Werke gehen. Songs wie "Little Lion Man" und "The Cave" werden vom Publikum mit größter Emphase mitgesungen, wenn die Band eine ihrer Balladen spielt, ist es mucksmäuschenstill im Saal. Die Fans, unter ihnen sehr viele Teenager-Mädchen, saugen die Texte auf. "Ihr seid ein tolles Publikum, ihr geht mit, und bei den ruhigen Nummern seid ihr respektvoll leise", bedankt sich Marcus Mumford am Ende des 90-minütigen Auftritts. Aber zwischendurch geht es auf der Bühne immer wieder extrem wild zu. Dann spürt man eine keltische Ungezügeltheit wie früher bei den Pogues, allerdings ohne deren Alkoholexzesse.

Das "nächste große Ding" durfte das Publikum bereits vor Mumford & Sons erleben. Die Band heißt Johnny Flynn, stammt aus Sussex, spielt ebenfalls modernen Folkrock und wird für eine Vorgruppe geradezu frenetisch gefeiert. In einem Jahr dürften sie Headliner im Docks sein.